Alternativmedizin

Homöopathie-Kritiker gegen Apothekenpflicht

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Berlin -

Seit einigen Tagen gibt es das Netzwerk der Homöopathiekritiker. Deutsche und Österreicher haben sich über die Internetplattform zusammengeschlossen. Ihr Ziel: Die „therapeutische Unwirksamkeit homöopathischer Präparate“ soll ins allgemeine Bewusstsein – und die Apothekenpflicht zu Fall gebracht werden.

Die Bezeichnung „Netzwerk Homöopathie“ sei nur als Übergangsbezeichung zu betrachten, so die Gruppe. Generell wollen die Mitglieder gegen die „Pseudomedizin“ vorgehen. Beteiligt sind Apotheker, Mediziner, Wissenschaftler verschiedener Disziplinen, aber auch Blogger und Journalisten. Gemeinsam wolle man Aktionen ins Leben rufen und der breiten Öffentlichkeit Informationen zur Verfügung stellen.

So sind verschiedene Online-Projekte geplant, darunter eine Plattform mit den Argumenten gegen Homöopathie sowie eine Sammlung von Fällen, bei denen homöopathische Behandlungen nachweislich geschadet haben. Das Netzwerk möchte damit einen Kontrapunkt zu den anekdotischen „Erfolgsberichten“ der Homöopathen setzen.

Auch die vielen inneren Widersprüche der 200 Jahre alten dogmatischen Heilslehre sollten offengelegt werden, heißt es auf der Website der Kritiker. Um herauszustellen, dass Homöopathie keine Alternative sei, will das Netzwerk künftig den Begriff Pseudomedizin statt Alternativmedizin etablieren.

Auch auf Politik, Hochschulen und Gesundheitswesen wollen die Mitglieder mit ihren Aktivitäten einwirken. Wissenschaftliche Fachverbände sollen dafür gewonnen werden, sich zu den Grundlagen der Homöopathie eindeutig zu positionieren. Diese seien „abstrus“, so das Netzwerk: Die gängigen Aussagen zur Homöopathie seien voll von Falschbehauptungen – etwa was die Studienlage, einen Wirkmechanismus oder Erklärungsmodelle angeht. Dies müsse von Politik und Wissenschaft öffentlich richtig gestellt werden.

Langfristig will das Netzwerk die Homöopathika aus dem Gesundheitswesen verbannen. So wird die beispielsweise Abschaffung der Apothekenpflicht für homöopathische Medikamente gefordert. Diese rechtliche Sonderstellung gaukele dem Patienten eine Gleichstellung von Homöopathie und wissenschaftsbasierter Medizin vor. Man sei sich darüber im Klaren, dass es auch in der evidenzbasierten Medizin viele Lücken gebe. Jedoch ändere dies nichts an der Stellung der Homöopathie selbst.

Mehrere bekannte Homöopathiekritiker sind in der Gruppe vertreten: Als Leiterin fungiert die Ärztin Dr. Nathalie Grams. Die ehemalige Homöopathin war nach eigenen Aussagen lange Zeit selbst von der Wirkung der Globuli und Dilutionen überzeugt. Während der Recherche für ein Buch über die alternative Medizin hatte die Ärztin jedoch festgestellt, dass sie jahrelang daneben gelegen hatte. Sie ist sich heute nach eigener Aussage sicher, dass die Kügelchen aus Zucker keine Heilwirkung haben.

Stark vertreten ist die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP). Auch ein Pharmazeut macht mit: Der österreichische Apotheker Dr. Edmund Berndt, langjähriger Apotheker in Lenzing und Mitglied der österreichischen Initiative für wissenschaftliche Medizin, gehört dem Netzwerk an.

In Deutschland geben Verbraucher pro Jahr rund 360 Millionen Euro in der Selbstmedikation für Homöopathika aus (Apothekenverkaufspreise, AVP). Dazu kommen etwas mehr als 90 Millionen Euro über Verordnungen. Insgesamt werden rund 50 Millionen Packungseinheiten pro Jahr verkauft. Führende Anbieter sind DHU, Heel, Hevert, Pflüger, Orthim und Pascoe.

Über die Aufnahme in die OTC-Ausnahmeliste wird seit Jahren gestritten. Hersteller, aber auch Patienten haben versucht, den Anspruch einzuklagen – meist ohne Erfolg. Die Unternehmen fühlen sich diskriminiert: Homöopathische Arzneimittel könnten nie – wie gefordert – Therapiestandard in der Schulmedizin sein, weil sie aus einem anderen Therapiesystem kämen, so das Argument. Viele Kassen erstatten Homöopathika mittlerweile als Satzungsleistung.

2009 hatte Pflüger beantragt, alle homöopathischen Arzneimittel in die Apothekenpflicht zu überführen. Konkret ging es um eine Liste von derzeit 33 homöopathischen Arzneimitteln, die im Rahmen der Nachzulassung mit dem Zusatz „traditionell angewendet bei...“ versehen wurden. Seit 2014 sind in Filialen der Drogeriekette dm unter der Dachmarke „Das gesunde Plus“ drei Dilutionen erhältlich: zwei Komplexmittel – Kreislauftropfen und Hustentropfen – sowie ein Nerven-Tonikum.

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