US-Gesundheitsexperten haben das Medikament Truvada (Emtricitabin/Tenofovir) für Risikogruppen zur Vorbeugung gegen eine Ansteckung mit HIV empfohlen. In ihren neuen Richtlinien raten die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) Risikogruppen zur Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) mit dem Mittel.
Truvada war in den USA bereits 2012 für eine solche Vorbeugung für Gesunde zugelassen worden. Hersteller ist das kalifornische Unternehmen Gilead. Die Kosten für PrEP liegen bei rund 13.000 US-Dollar (rund 9500 Euro) pro Jahr, die von den meisten Krankenversicherungen übernommen werden.
Die Prophylaxe senkt bei regelmäßiger Anwendung das Ansteckungsrisiko mit HIV deutlich. Die CDC empfehlen die Einnahme von Truvada Menschen, die einen HIV-positiven Partner haben, und homosexuellen und bisexuellen Männern, die Sex ohne Kondome haben oder bei denen innerhalb der vergangenen sechs Monate eine sexuell ansteckende Krankheit diagnostiziert wurde. Auch Heterosexuelle, die Geschlechtsverkehr mit Personen haben, die sich Drogen spritzen, sowie Menschen, die sich innerhalb der letzten sechs Monate Drogen gespritzt haben und in diesem Zeitraum das Drogenbesteck geteilt haben oder sich in einer Behandlung wegen ihrer Sucht befinden, sollten Truvada anwenden, so die CDC.
Manche Experten hege auch Bedenken gegen die medikamentöse Prophylaxe. Eine präventive Verwendung könne zu sorglosem, ungeschützten Sex führen, obwohl das Mittel nur in rund 50 bis 75 Prozent der Fälle vor einer Übertragung von HIV schütze, so das Argument. Truvada hat zudem auch Nebenwirkungen: Zu den Risiken zählen häufig Appetitlosigkeit, seltener Leber- und Nierenschäden. Das Niveau der HIV-Ansteckungen ist in den USA unvermindert hoch, jährlich stecken sich etwa 50.000 Menschen an. Es ist bislang nicht gelungen, diese Zahl zu verringern.
Truvada ist auch hierzulande zugelassen, allerdings nur zur Behandlung einer bereits bestehenden Infektion. PrEP wird in Deutschland kaum genutzt. Die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) warnte in einer Stellungnahme vor zu großen Hoffnungen: Truvada schütze bei weitem nicht so zuverlässig vor HIV wie Kondome.
Der Schutz sinke zudem drastisch, wenn das Mittel nicht regelmäßig eingenommen werde, so die DAH. Es wird zudem befürchtet, dass die HI-Viren resistent gegen Truvada werden könnten.
Die DAH sieht auch ethische Probleme: „Weltweit gibt es rund acht Millionen Menschen, die dringend eine HIV-Therapie benötigen, sie aber nicht bekommen“, hieß es in einer Stellungnahme. Die Weltgemeinschaft stelle immer noch nicht genügend Geld für einen universellen Zugang zur Verfügung. Es wäre daher nicht vertretbar, HIV-Medikamente nun in größerem Ausmaß an Gesunde zu verteilen.
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