Bei der Flucht aus dem Heimatland wird oft nicht an wichtige Medikamente gedacht – selbst wenn, sind irgendwann die Reserven aufgebraucht. Grade bei Erkrankungen wie HIV sollte die Behandlung nicht unterbrochen werden – nicht registrierte HIV-positive Flüchtlinge brauchen deshalb rasch HIV-Medikamente als Überbrückungs-Hilfe.
Durch eine Unterbrechung der HIV-Therapie kann es schnell zu einem Anstieg der HI-Viruszahlen kommen. Dies kann durch eine rechtzeitige Weiterführung der Medikation jedoch verhindert werden. Sie ist wichtig für eine optimale Krankheitskontrolle.
Verschiedene Organisationen haben sich daher zusammengeschlossen und ein kurzfristiges Versorgungsprojekt verabredet: Darunter die Deutsche Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin (Dagnä), die Deutsche Arbeitsgemeinschaft HIV- und Hepatitis-kompetenter Apotheken (DAH2KA) und die Deutsche Aids-Stiftung.
„Gerade bei einer HIV-Behandlung ist es wichtig, keine Unterbrechung der Therapie zu riskieren. Sonst besteht die Gefahr einer Resistenzbildung gegen die vorhandenen Medikamente und das Immunsystem wird weiter geschwächt. Hinzu kommt der psychische Stress,“ erklären Dr. Stefan Mauss, Vorstand der Dagnä und Dr. Kristel Degener, Geschäftsführende Vorstandsvorsitzende der Deutschen AIDS-Stiftung.
Ärzt:innen der dagnä können an noch nicht registrierte HIV-positive Geflüchtete aus der Ukraine ohne Medikamente einmalig Privatrezepte über die notwendigen Arzneimittel ausstellen. „Die HIV-Schwerpunktapotheken der DAH2KA wiederum organisieren die Distribution als Arzneimittelblister, um die Versorgung für zwei Wochen als Überbrückungshilfe zu sichern“, erklärt die Organisation. „Unser Versorgungsprojekt soll in großer Not einen Ausweg bieten und rasch helfen.“ DAH2KA-Vorstand Apotheker Erik Tenberken ergänzt: „Für das Projekt greifen wir auf das bewährte und rechtlich abgesicherte Versorgungsmodell der HIV-PrEP zurück. So können wir flexibel agieren.“
Dagnä und Deutsche AIDS-Stiftung übernehmen die entstehenden Medikamentenkosten. Auch eventuell notwendige Dolmetscher:innen können von der Aids-Stiftung bezahlt werden. Die Organisationen kalkulieren die Medikamentenkosten pro Patient:in mit rund 400 Euro.
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