Aids

HIV-Impfstoff: Wirksam oder nicht? Nadine Tröbitscher, 24.01.2017 12:28 Uhr

Berlin - 

HVTN 702 ist die große Hoffnung auf der Suche nach einem HIV-Impfstoff. Sieben Jahre nach der „Thailand-Studie“ wurde Ende 2016 in Südafrika die erste Wirksamkeitsstudie gestartet.

Sanofi Pasteur konnte vor etwa sieben Jahren erstmals zeigen, dass eine Vorbeugung gegen das HI-Virus möglich ist. Damals war eine Kombination aus den beiden Vakzinen „Alvac HIV“ (Sanofi Pasteur) und „Aidsvax B/E“ vom US-Hersteller Vaxgen getestet worden. Die RV144-Studie bezog 16.000 Freiwillige in Thailand ein. Wie üblich erhielt eine Gruppe den Impfstoff, die zweite Placebo. Die geprüfte Vakzine zeigte eine Wirksamkeit von etwa 30 Prozent nach 3,5 Jahren.

In Südafrika sollen nun weiterentwickelte Impfkomponenten eingesetzt werden. Primäre Wirksamkeit und Wirkdauer von „Alvac HIV“ sollen durch den Zusatz des Wirkverstärkers MF 59 von GlaxoSmithKline verbessert werden. Außerdem wurde die Vakzine an den in Südafrika zirkulierenden HIV-Stamm angepasst. HVTN 702 sei eine Chance, das Wissen aus der Thailand-Studie zu erweitern, heißt es von den Herstellern. Das HI-Virus besitzt eine genetische Vielfalt, die die Entwicklung eines Impfstoffes erschwert.

An der Studie sollen etwa 5400 Personen zwischen 18 und 35 Jahren teilnehmen. Etwa zwei Drittel der Testpersonen werden weiblich sein, da diese sich häufiger infizieren als Männer. Die Studie soll einem Impfregime folgen. Ein Primer soll das Immunsystem anregen, zur Auffrischung soll ein Booster als Wirkverstärker injiziert werden. Erste Ergebnisse werden erst für 2020 erwartet.

Im April war eine HIV-Impfung an Affen erfolgreich. Die Gabe von speziellen Antikörpern schützte Makaken über Monate hinweg vor einer Variante des Aids-Erregers. US-Forscher hatten die Affen einmalig mit jeweils einem bestimmten Antikörpertyp behandelt und sie anschließend wöchentlich dem Erreger ausgesetzt. Das Team um Dr. Malcolm Martin vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIH) fand dabei heraus, dass die einmalige Antikörper-Behandlung die Tiere bis zu 23 Wochen lang vor einer Ansteckung bewahren kann. Deutsche Experten bezeichneten die Ergebnisse als spannend und vielversprechend.

Das Vorgehen der US-Forscher wird passive Immunisierung genannt. Das Problem bei der Methode sei, „dass die Antikörper vom Körper abgebaut werden und immer wieder neu gegeben werden müssen“, erläutert Professor Dr. Marcus Altfeld vom Heinrich-Pette-Institut der Universität Hamburg. Gelänge es, Antikörper mit einer sehr hohen Beständigkeit zu entwickeln, würde dies einen wichtigen Durchbruch darstellen. „Die passive Übertragung von Antikörpern scheint effektiver zu sein als bisher getestete Impfstoffe“, sagt Altfeld.

Der HIV-Forscher Professor Dr. Gerd Fätkenheuer von der Universität Köln hält die Studienergebnisse und das Konzept der passiven Immunisierung ebenfalls für sehr spannend. „Hier wird zum ersten Mal gezeigt, dass eine einmalige Gabe von Antikörpern längerfristig schützen kann.“ Bisher habe sich ein solcher Schutz nur nachweisen lassen, wenn die Infusion unmittelbar vor dem Kontakt mit dem HI-Virus erfolgt sei.