Der Stützstrumpf- und Bandagenhersteller Bauerfeind steigt beim Knorpelspezialisten Co.don ein. Das Familienunternehmen aus dem thüringischen Zeulenroda übernimmt 25 Prozent der Anteile von zwei russischen Investoren und ist damit größter Aktionär vor dem ehemaligen BPI-Chef Dr. Bernd Wegener.
1993 durch eine Ärztin und einen Apotheker gegründet, hat sich Co.don auf die Züchtung von Zellen zur gelenkerhaltenden Behandlung von Gelenkknorpel- und Bandscheibendefekten spezialisiert.
Bei der sogenannten matrixgestützten autologen Chondrocyten-Transplantation werden dem Patienten aus einem geschützten Bereich des geschädigten Gelenks körpereigene Knorpelzellen entnommen. Am Standort in Teltow werden die Zellen über einen Zeitraum von fünf bis sieben Wochen in patienteneigenem Serum vermehrt. Am Ende können kleine Kügelchen von acht Millimeter Durchmesser mit je 200.000 Zellen wieder arthroskopisch eingesetzt werden. Über einen Zeitraum von 24 Stunden muss der Patient nach dem Eingriff in der Klinik bleiben, da die Zellen Klebeproteine produzieren und im Gelenk anhaften müssen. Im Anschluss folgt die Rehabilitation.
Die Operation am Kniegelenk zahlen die Kassen zu 100 Prozent, bei Eingriffen am Hüftgelenk und an der Bandscheibe muss die Übernahme vorab geklärt werden. Chrondrosphere ist als verschreibungspflichtiges Arzneimittel durch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zugelassen.
Das Prinzip war in den 1980er Jahren in Schweden entwickelt worden. Co.don hat die erste Transplantation 1998 unterstützt, das aktuelle Verfahren gibt es seit 2003. Mittlerweile haben sich mehr als 10.000 Patienten dem Eingriff unterzogen, 150 Kliniken gehören zu den Kunden von Co.don. Einziger Mitbewerber ist die zu B. Braun gehörende Firma Tetec aus Reutlingen.
Zuletzt erwirtschaftete Co.don mit 80 Mitarbeitern rund fünf Millionen Euro ausschließlich im Inland. Das Problem: Um im Ausland aktiv sein zu können, wird seit einiger Zeit eine EU-Zulassung gefordert. Co.don hat sich den Anforderungen gestellt und zwei Studien durchgeführt; Ende kommenden Jahres rechnet man in Teltow mit der Freigabe. Um den Aufwand stemmen zu können, hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr eigens eine Kapitalerhöhung durchgeführt.
Mit Bauerfeind wurde jetzt außerdem ein neuer Ankerinvestor gewonnen, der Synergien sieht und auf Dauer dabei bleiben will: „'Gelenkerhalt vor Gelenkersatz' lautet der Leitgedanke von Co.don. Für mich ist das mehr als eine Idee, die gerade dem Zeitgeist entspricht“, sagte Firmenchef Professor Hans B. Bauerfeind. „Ich sehe hier zusammen mit unseren Bandagen und Orthesen einen grundsätzlichen Ansatz für eine ganzheitliche Therapie.“
Dirk Hessel, Vorstandschef von Co.don, lobte die langjährige internationale Erfahrung des neuen Partners auf dem Gebiet der Orthopädie. „Wir haben große Schnittmengen in unseren Kundensegmenten für innovative Therapien. Die sich aus dieser strategischen Partnerschaft ergebenden Synergien bilden eine stabile Basis für die weitere Umsetzung der laufenden Wachstumsstrategie unserer Gesellschaft, sowohl innerhalb Deutschlands als auch in Vorbereitung des EU-weiten Markteintritts.“
Bauerfeind stellt Stützstrümpfe, Bandagen und Einlagen her und erwirtschaftet pro Jahr rund 220 Millionen Euro. 40 Prozent davon werden in verschiedenen europäischen Ländern und den USA eingefahren. Insgesamt beschäftigt der Hersteller mehr als 2000 Mitarbeiter.
1929 vom Großvater des heutigen Firmenchefs gegründet, begann das Unternehmen ab 1949 in Darmstadt von vorne. Nach der Wiedervereinigung wurde der Firmensitz wieder nach Zeulenroda zurückverlegt.
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