Eine länger als fünf Jahre dauernde Hormonersatztherapie (HT) erhöht bei Frauen das Brustkrebsrisiko deutlich. Das geht aus Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf hervor. Nach dem Ende der Therapie sinkt das Erkrankungsrisiko innerhalb von fünf Jahren auf das Niveau von Frauen, die nie solche Präparate zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden eingenommen haben.
Laut DKFZ haben verschiedene Hormonpräparate zudem unterschiedliche Effekte: So verdoppele eine über mehr als fünf Jahre hinweg angewendete Kombinationstherapie mit Östrogen und Gestagen das Brustkrebsrisiko, während es bei einer nur auf Östrogen basierenden Therapie lediglich um 15 Prozent steige.
Die über sechs Jahre hinweg erstellte Studie bestätige insgesamt Befunde von zwei US-amerikanischen und britischen Untersuchungen aus den Jahren 2002 und 2003, sagte der Studienleiter Professor Dr. Wilhelm Braendle vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Nach Angaben der DKFZ-Wissenschaftlerin Professor Dr. Jenny Chang-Claude war in der Vergangenheit häufig eingewandt worden, die Ergebnisse der US-Studie ließen sich wegen anderer Verschreibungsgewohnheiten nicht auf Deutschland übertragen. Insgesamt gaben für die deutsche Studie 3464 Brustkrebs-Patientinnen und 6657 gesunde Frauen im Alter von 50 bis 74 Jahren Auskunft über die Hormone, die sie einnehmen oder eingenommen hatten.
Insgesamt hatten die befragten Frauen, die solche Hormone nehmen oder früher genommen haben im Schnitt ein um 37 Prozent höheres Brustkrebsrisiko als Frauen ohne Hormontherapie. Direkt während der Hormoneinnahme war das Risiko sogar um 73 Prozent erhöht. Diese signifikante Risikosteigerung gelte aber fast nur für Frauen, die die Hormone fünf Jahre oder länger nähmen, hieß es. Für Frauen mit kürzerer Therapiezeit bestehe dieses Risiko nicht. Nach Braendles Angaben zeigt die Studie auch, dass die unterschiedliche HT auch Einfluss auf die Entstehung verschiedener Typen von Brustkrebs hat.
„Mit unseren neuen Daten geben wir den Ärzten in Deutschland solide Informationen an die Hand, um ihre Patientinnen über Nutzen und Risiken einer HT zu beraten“, sagte Chang-Claude. Die sogenannte MARIE-Studie ist im Fachmagazin „International Journal of Cancer“ veröffentlicht.
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