Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind seit vielen Jahren die Todesursache Nummer 1. In der Rhein-Main-Pfalz-Region wird intensiv an neuen Technologien zur Bekämpfung der Volkskrankheit geforscht. Im Fokus stehen Entzündungen in den Arterien.
In dem unscheinbaren Gebäude der Mainzer Universitätsmedizin werden mit Hilfe künstlicher Intelligenz gigantische Datenmengen für ein ehrgeiziges Ziel analysiert. Im Kampf gegen die häufigste Todesursache - Herz-Kreislauf-Erkrankungen – sollen ganz neue Ansätze und Technologien der Behandlung, der Diagnostik und der Prävention entwickelt werden. „Arteriosklerose ist nicht nur eine Ablagerung von Kalk und Fett in den Gefäßen, sondern im Grunde eine Entzündungserkrankung der Gefäße, die am Ende zu einer Thrombose führt“, sagt der Wissenschaftliche Vorstand und Dekan der Universitätsmedizin, Professor Dr. Ulrich Förstermann.
Diese Erkenntnis des Mainzer Centrums für Thrombose und Hämostase (CTH) an der Universitätsmedizin Mainz sei die Basis der fachübergreifenden Spitzenforschung. Im sogenannten Cluster für Atherothrombose und Individualisierte Medizin (Curatime) arbeiten die Forscher:innen der Mainzer Unimedizin gemeinsam mit wissenschaftlicher Prominenz: Kolleg:innen der gemeinnützigen Firma Tron von Biontech-Gründer Ugur Sahin und Özlem Türeci sowie des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz aus Kaiserslautern.
Es geht um Erkenntnisse der Grundlagenforschung und deren effizienten Transfer in die klinische Anwendung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. So sollen Biomarker-Profile ausgemacht werden, um Subtypen der Krankheit früh entdecken zu können, wie der Wissenschaftliche Direktor des CTH, Professor Dr. Wolfram Ruf, erläutert. „Das ist die Voraussetzung, um auch präventiv eingreifen zu können und zielgerichtete Medikamente für die Behandlung neuer Risikofaktoren zu entwickeln.“
„Auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen fehlt es seit Jahrzehnten an wirklichen Sprunginnovationen“, sagt Curatime-Sprecher Andrée Rothermel, der auch Wissenschaftlicher Geschäftsführer von Tron ist. Die Leitfragen der Curatime-Forschung formuliert der international anerkannte Blutgerinnungsspezialist Ruf so: „Was haben wir noch nicht beeinflusst in dem Patienten, den wir behandeln?“
Ein wesentlicher Schlüssel seien dabei eben entzündliche Veränderungen in der Gefäßwand und die Verbindungen des Immunsystems mit der Blutgerinnung und Thrombosen. Mit Versuchen in Tiermodellen und Immunzellen wollten die Wissenschaftler verstehen, „was die Entzündungen treibt“, so Ruf. Über die Integration von Grundlagenforschung und klinischen Erkenntnissen könne dann versucht werden, zu einer besseren Diagnose und letztlich auch zu neuen Behandlungswegen der Atherothrombose zu kommen.
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