Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Schlafmangel Cynthia Möthrath, 14.01.2020 14:24 Uhr
Schlafstörungen können nicht nur kurzfristig für Probleme wie Erschöpfung oder Kopfschmerzen sorgen. Langfristig sollen sie auch das Entstehen von ernsthaften Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen können. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler des Peking University Health Science Center in Beijang und des Imperial College London. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Neurology“ veröffentlicht.
Stress, Sorgen, Ängste oder auch Krankheiten können für Schlafstörungen sorgen und das Ein- und Durchschlafen schwer machen. Den Autoren zufolge leidet in den Vereinigten Staaten etwa jeder vierte Erwachsene unter akuten Schlafstörungen. Meist sind diese nur vor kurzer Dauer, bei etwa einem Viertel werden sie jedoch zu einem chronischen Problem: An mindestens drei Nächten pro Woche und mindestens drei Monate lang kam es bei ihnen zu Ein- oder Durchschlafproblemen.
Für ihre Studie verwendeten die Wissenschaftler Daten der „China Kadoorie Biobank“. Diese untersucht und dokumentiert die wichtigsten Ursachen chronischer Krankheiten in China. So gelangten die Forscher an Daten von über 487.000 Teilnehmern im Alter zwischen 30 und 79 Jahren. Zu Beginn der Studie hatten sie keine Vorgeschichte von Herzerkrankungen oder Schlaganfall. Später analysierten sie dann verschiedene Symptome, die bei Schlaflosigkeit auftreten, darunter Einschlafprobleme, zu frühes Aufwachen und Konzentrationsstörungen am Tag.
11 Prozent der Teilnehmer gaben an, Probleme beim Einschlafen zu haben, 10 Prozent hatten Probleme mit zu frühem Aufwachen. Insgesamt gaben rund 2 Prozent der Teilnehmer ebenfalls an, aufgrund der Schlafstörungen über Tag an Konzentrationsstörungen zu leiden. Die Forscher verfolgten alle Freiwilligen etwa ein Jahrzehnt lang: Sie konnten während dieser Zeitspanne schließlich 130.032 Fälle von Herzinfarkt, Schlaganfall und vergleichbaren Erkrankungen ermitteln.
Auffällig war, dass Teilnehmer, die über alle drei Schlafsymptome berichteten, eine um 18 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit hatten, an Herz-Kreislauf-Störungen zu erkranken, verglichen mit denjenigen, die keine Symptome zeigten. Teilnehmer, die unter Konzentrationsstörungen litten, hatten ein 13 Prozent höheres Risiko, einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder vergleichbare Krankheiten zu entwickeln. Personen, die vor allem über Einschlafprobleme klagten, hatten ein um 9 Prozent erhöhtes Risiko, bei zu frühem Aufwachen war das Risiko um 7 Prozent erhöht. Die Beobachtungsstudie gab zahlreiche Hinweise auf einen kausalen Zusammenhang, klärte jedoch nicht die konkreten Ursachen. Die Forscher sind jedoch der Meinung, dass die Zahl der Schlaganfälle und Herzinfarkte möglicherweise reduziert werden könnte, wenn Menschen, die an Schlafproblemen leiden, mit einer Verhaltenstherapie behandelt werden.
Auch schwedische Forscher untersuchten die Auswirkungen des Schlafmangels im vergangenen Jahr. Das Ergebnis: Schlafmangel kann auf Dauer krank machen und sogar die Sterblichkeit erhöhen. Wer allerdings wochentags zu wenig schläft, könne das Defizit am Wochenende ausgleichen – ohne dass die Gesundheit leidet. Werde die fehlende Nachtruhe an freien Tagen nachgeholt, gehe Schlafmangel langfristig nicht mit einem erhöhten Sterberisiko einher, berichteten die Forscher.
Als Referenzwert für optimale Schlafdauer nahmen die Forscher sieben Stunden. Die Menschen unter 65 Jahren, die jede Nacht fünf Stunden oder weniger schliefen, hatte im Studienzeitraum im Vergleich zu Menschen mit dieser Schlafdauer ein erhöhtes Sterberisiko. Das war allerdings dann nicht der Fall, wenn die Menschen mit Schlafmangel am
Wochenende lange schliefen. Daraus leiten die Forscher ab, dass sich ein Schlafdefizit ohne große gesundheitliche Nachteile am Wochenende ausgleichen lässt. Eine erhöhte Sterberate fanden die Forscher auch bei jenen Probanden unter 65 Jahren, die täglich mehr als neun Stunden schliefen. Bei älteren Menschen stellten die Wissenschaftler kaum Veränderungen beim Sterberisiko fest – unabhängig davon, wie lange diese Teilnehmer an Werktagen und Wochenenden geschlafen hatten.