Herpes durch Shingrix-Impfung? APOTHEKE ADHOC, 23.08.2019 16:50 Uhr
Erneut Ärger um Shingrix: Die Impfung mit der Gürtelrose-Vakzine kann möglicherweise Herpes zoster Infektionen begünstigen. Darüber informiert derzeit die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) und bittet um Mithilfe.
Die AkdÄ wurde über Fälle informiert, in denen Patienten in engem zeitlichem Zusammenhang mit einer Shingrix-Impfung an Herpes zoster erkrankt sind. Weiterhin liegen im Spontanmeldesystem Berichte über ausgeprägte, zum Teil extreme Hautreaktionen vor, die deutlich über die Injektionsstelle hinausgehen. In manchen dieser Fälle ist eine Herpesinfektion in der Vorgeschichte dokumentiert. Teilweise trat der Herpes zoster in dem Dermatom auf, in dem die Impfung appliziert wurde. In anderen Fällen wurden Schmerzen in einem früher von Herpes zoster betroffenen Dermatom berichtet.
Der kausale Zusammenhang zwischen der Shingrix-Impfung und dem Auftreten einer Herpes zoster-Infektion lässt sich laut AkdÄ derzeit noch nicht eindeutig bestätigen. Sie bittet deshalb zur Klärung der Kausalität um um Meldung derartiger Fälle an die AkdÄ selbst und das zuständige Gesundheitsamt. Den Berichten sollen Daten wie das Datum der Impfung, die Applikationsstelle, sowie das Datum des Auftretens des Herpes zoster, ein eventuell betroffenes Dermatom, sowie gegebenenfalls Angaben zu vorherigen Infektionen mit Herpes zoster in der der Vorgeschichte und die Chargenbezeichnung beigefügt werden. Desweiteren weist die AkdÄ darauf hin, dass die Fachinformation des Impfstoffs einen Hinweis enthält, dass Ärzte bei Personen mit Herpes zoster in der Vorgeschichte, Nutzen und Risiken einer Impfung individuell abwägen sollen.
Shingrix ist ein rekombinanter, adjuvantierter Impfstoff gegen Herpes zoster. Seit Mai 2018 ist die Vakzine auf dem Markt und wurde nur etwa ein Jahr später für ausgewählte Patientengruppen zur Pflichtleistung der Kassen erklärt. Mit der Aufnahme als Standardimpfung ist die Nachfrage massiv gestiegen, laut GSK ist sie „überwältigend hoch“ und übersteigt derzeit das Angebot am Impfstoff. „Ende August kann GSK ein Kontingent an 10er-Packungen zur Verfügung stellen, das sehr schnell breit über alle Vertriebskanäle in Deutschland verteilt wird“, teilt der Konzern mit.
Der Impfstoff ist zur Vorbeugung von Herpes zoster und postzosterischer Neuralgie bei Erwachsenen ab dem 50. Geburtstag zugelassen. Zur Grundimmunisierung sind zwei Impfdosen zu je 0,5 ml nötig. Die bald verfügbare Ware sollte daher primär für die Patienten verwendet werden, die bereits die erste Impfdosis erhalten haben und den Schutz so komplettieren können. Eine zweite Impfdosis sollte im Abstand von zwei bis sechs Monaten nach der ersten verabreicht werden. „Der Arzt sollte sicherstellen, dass er jeden Patienten zweimalig impfen kann, bevor er bei weiteren Patienten mit der Impfung beginnt“, rät GSK.
Für die kommenden Monate sind zusätzlich größere Mengen der 10er-Packung geplant. Der Hersteller räumt ein, den hohen Bedarf in Deutschland derzeit noch nicht komplett abdecken zu können. „GSK arbeitet aber mit Hochdruck daran, die Verfügbarkeit des Impfstoffes gegen Gürtelrose zu verbessern.“ Der Konzern baut seine Produktions- und Verpackungskapazitäten in Europa und den USA langfristig aus. Möglicherweise wird im zweiten Halbjahr mehr Impfstoff als im ersten zur Verfügung stehen. Dennoch werde trotz aller Bemühungen die Einzelpackung voraussichtlich erst Ende des Jahres wieder verfügbar sein.
Die Änderung der Schutzimpfungs-Richtlinie und der Kostenübernahme war ein Ritterschlag für die Vakzine. Immerhin hatte sich die Stiko noch im August 2017 gegen eine Empfehlung als Standardimpfung der bereits seit mehreren Jahren verfügbaren Lebendvakzine Zostavax (MSD) ausgesprochen.