Arzneimittelfälschungen

Apotheken sollen Reimporteure melden Carolin Bauer, 22.04.2014 15:18 Uhr

Herceptin aus Italien? Die Behörden tappen noch im Dunkeln, welche Reimporteure gestohlene Ware aufgekauft haben. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Der Fall illegal vertriebener Medikamente aus Italien zieht weitere Kreise: Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) informiert über 18 weitere gestohlene oder möglicherweise sogar gefälschte Chargen von Herceptin-Infusionslösung (Roche) sowie vier Chargen Remicade (MSD Sharp & Dohme). Apotheken müssen das Generalalphabet durchsuchen, denn noch ist unklar, welche Reimporteure hierzulande überhaupt betroffen sind.

Herceptin-Reimporte aus Italien gibt es einer PEI-Sprecherin zufolge äußerst selten. Denn der Antikörper darf in dem Land nur an Kliniken und Apotheken mit entsprechenden Nachweisen geliefert werden. Die aktuell betroffenen Chargen sollen bereits im vergangenen Jahr in einer italienischen Klinik gestohlen worden und über Zwischenhändler an Reimporteure verkauft worden sein. Welche Anbieter hierzulande betroffen sind, weiß derzeit niemand.

Aus diesem Grund müssen die Apotheken bei allen Packungen auf die Herkunft achten. Bei Produkten mit italienischer Aufschrift ist besondere Aufmerksamkeit gefordert; allerdings könnte die gestohlene Ware auch umverpackt worden sein. Deshalb hat das PEI Apotheken und Ärzte aufgefordert, alle Chargen zu überprüfen und gegebenenfalls samt Reimporteur zu melden.

Neu sind folgende Chargen von Herceptin betroffen: H4136B02, H4150B01, H4152B04, H4168B02, H4169B01, H4171B01, H4179B02, H4180B01, H4184B01, H4185B02, H4194B01, H4195B01, H4261B01, H4263B02, H4279B01, H4293B01, N1001B01, N1002B02, N1002B03, N1010B02.

Auch Fälschungen sind aufgetaucht: Ein Reimporteur hat manipulierte Ware entdeckt und den Behörden gemeldet. Offenbar war dabei der Inhalt einiger Fläschchen flüssig statt pulverförmig. Außerdem sollen Gummistopfen, Bördelkappe oder Deckel manipuliert worden sein. Auch Chargennummer und Verfallsdatum stimmen nicht mit denen auf der äußeren Verpackung überein.

Bislang geht das PEI davon aus, dass nur eine kleine Zahl des Präparats zur intravenösen Anwendung gefälscht wurde. Bisher seien auch keine gefälschten Fläschchen in Krankenhäusern oder Arztpraxen gefunden worden, sodass möglicherweise keine gefälschte Ware in Umlauf gekommen sei.

In Österreich hat man die betroffenen Reimporteure bereits identifiziert: Laut dem zuständigen Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen wurden italienisches Herceptin sowie Alimta über die deutschen Reimporteure Haemato Pharm und Inopha vertrieben. Die Rückrufe wurden bereits eingeleitet.

Auch das Immunsuppresiva Remicade (Infliximab) soll illegal über den Parallelvertrieb in die deutsche Lieferkette gelangt sein. Betroffen sind die Chargen 3RMA66304, 3RMA67102, RMA68106, 3RMA67602. Außerdem wurden laut der italienischen Zulassungsbehörde Packungen aus vier weiteren Chargen (RMKA85003, 2RMA65203, 3RMA63602, 3RMA63301) gestohlen. Ob diese Ware ebenfalls nach Deutschland gelangt ist, ist laut PEI bislang nicht bekannt.

Betroffen sind auch Chargen von Alimta (Pemetrexed) und Humatrope (Somatropin). Laut PEI ist nicht bekannt, welcher Großhändler die Ware in die Lieferkette geschleust hat. In Italien ermittelt die Staatsanwaltschaft.