Heißer Tee erhöht Krebsrisiko bei Rauchern Deniz Cicek-Görkem, 13.02.2018 09:46 Uhr
Der Genuss von sehr heißem Tee in Kombination mit Tabakrauch erhöht das Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken. Das haben chinesische Wissenschaftler der Universität Peking in einer Beobachtungsstudie herausgefunden.
Aus Tierstudien ist bekannt, dass heiße Getränke wie Tee oder auch Kaffee auf direktem oder indirektem Wege Speiseröhrenkrebs verursachen können. Denn hohe Temperaturen können zu Läsionen der Schleimhaut führen. Entzündungsvorgänge, die mit einer chronischen Reizung der Schleimhaut der Speiseröhre durch lokale Hyperthermie einhergehen, können die endogene Bildung von reaktiven Stickstoffspezies und anschließend kanzerogenen Nitrosaminen stimulieren.
Aus diesem Grund sind Heißgetränke, die eine Temperatur von mehr als 65 Grad haben, nach der Einstufung der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) wahrscheinlich krebserregend für den Menschen.
Der Konsum von Tee bei hohen Temperaturen wird seit Langem unter Wissenschaftlern auch bei Menschen als ein Risikofaktor für Speiseröhrenkrebs diskutiert. Ein Zusammenhang wurde bislang nicht beobachtet, auch wurden die Effekte bei gleichzeitigem Konsum von Alkohol oder Tabak vorher nicht untersucht. Chinesische Forscher nahmen dies zum Anlass, um den Zusammenhang zwischen Ösophaguskarzinom, heißem Tee und den bekannten Risikofaktoren Alkohol und Rauchen zu prüfen. Ergebnisse der „China Kadoorie Biobank-Studie“ liefern nun neue Erkenntnisse.
Die prospektive Kohortenstudie nahm zehn Gebiete in ganz China unter die Lupe. Insgesamt beobachteten die Wissenschaftler 456.155 Personen im Alter von 30 bis 79 Jahren. Diejenigen, die vor Beginn der Studie Krebs hatten oder den Konsum von Tee, Alkohol oder Tabak vor dem Studienbeginn reduzierten, wurden ausgeschlossen. Die Studienteilnehmer mussten zu Beginn berichten, wie hoch die übliche Temperatur ist, bei der sie Tee trinken, sowie Aussagen zu weiteren Messwerten des Teekonsums und Lebensstils treffen.
Während eines medianen Follow-up von 9,2 Jahren wurden 1731 Fälle von Speiseröhrenkrebs dokumentiert. Verglichen mit Teilnehmern, die weniger als wöchentlich Tee tranken und weniger als 15 g Alkohol pro Tag konsumierten, hatten diejenigen, die täglich heißen Tee und 15 g Alkohol tranken, ein fünffach erhöhtes Risiko für Speiseröhrenkrebs. Raucher, die täglich heißen Tee tranken, hatten ein doppelt so hohes Risiko, daran zu erkranken. Die Konsumenten von heißem Tee in Kombination mit entweder Alkohol oder Rauchen hatten somit ein größeres Krebsrisiko als diejenigen, die allein heißen Tee tranken.
Dass exogene Noxen wie Alkohol und Tabak Risikofaktoren für Krebs sind, ist bekannt. Alkohol greift die Schleimhautzellen von Mundhöhle, Speiseröhre und Magen an und ruft Entzündungen hervor. Vor dem Hintergrund, dass Inhaltsstoffe des Tabaks die Bildung von kanzerogenen Nitroverbindungen fördern, scheint das Studienergebnis daher plausibel zu sein. Dennoch weist die Studie eine Reihe von Limitierungen auf: Der Teekonsum wurde einmal zu Beginn der Studie selbst berichtet, was möglicherweise zu einer Fehlklassifikation führte. Daher sind Fehler in der Assoziation nicht ausgeschlossen.