Pflanzlich gegen Husten Dr. Kerstin Neumann, 21.11.2015 09:59 Uhr
Die kalte Jahreszeit kommt unaufhaltsam. Mit ihr steigen die Zahlen der niesenden und schniefenden Kunden. Gerade bei der Behandlung von Erkältungen wird oft auf pflanzliche Präparate zurückgegriffen, die neben Nasentropfen und Schmerzmitteln die Symptome bessern sollen. Auch Arzneitees sind beliebt. Einige Klassiker sind immer dabei, doch es gibt auch weniger bekannte Heilpflanzen, die gut gegen Erkältungsbeschwerden helfen.
Spitzwegerich: Plantago lanceolata – so der wissenschaftliche Name – wird bereits seit Jahrtausenden in der Heilkunde verwendet. Die Pflanze hat ihren Namen von den langen, spitz zulaufenden Blättern. Sie wächst an Wegrändern und auf trockenen Wiesen und ist in Deutschland überall verbreitet. Blätter, Wurzeln und Samen des Spitzwegerichs werden vor allem gegen Bakterien und zur Linderung des Hustenreizes genutzt. Aber auch bei der Wundversorgung und Insektenstichen kann die Pflanze helfen.
Spitzwegerich-Blätter enthalten Glykoside und andere schleimbildende Stoffe, die einen schützenden Film über die Schleimhaut in Mund und Rachen legen. So lindern sie den Hustenreiz. Spitzwegerich wird daher gern in Hustentees verwendet. Wegen seines bitteren Geschmackes wird allerdings empfohlen, noch andere Teedrogen beizumischen.
Weiterhin findet man im Spitzwegerich den antibiotisch aktiven Stoff Aucubin, dem bei Erkrankungen der Atemwege eine unterstützende Wirkung zugeschrieben wird. Die antimikrobiellen und blutstillenden Effekte sind in Laborversuchen gut belegt, klinische Studien gibt es bislang allerdings nicht. Äußerlich angewendet helfen die Blätter des Spitzwegerichs bei Blutergüssen, bei Prellungen, bei Verbrennungen und bei Insekten- oder Bienenstichen. Dazu können die Blätter zerdrückt oder sogar zerkaut und dann auf die betroffene Stelle aufgelegt werden.
Süßholz: Die bis zu einem Meter hohe Staude gehört zu den Schmetterlingsblütlern und wächst im Mittelmeerraum, Kleinasien und dem Kaukasus bis nach Iran, Zentralasien, Südrussland und China. In den warmen Gegenden am Oberrhein taucht die Pflanze mittlerweile vereinzelt in der Natur auf. Auch ein Anbaugebiet gibt es in Deutschland.
Am bekanntesten ist die Verwendung der Süßholzwurzel zur Herstellung von Lakritz, aber auch als Arzneipflanze hat Glycyrrhiza glabra – so der lateinische Name – seine Bedeutung. Seit mindestens 3000 Jahren wird die Pflanze als Heilpflanze eingesetzt; ihre Wirkung gegen zahlreiche Beschwerden ist wissenschaftlich belegt. Verwendet wird ausschließlich die getrocknete Wurzel. Sie besitzt mehr als 400 verschiedene Inhaltsstoffe. Dazu gehört das Glycyrrhizin, das fast 50-mal so süß ist wie Rohrzucker und stark entzündungshemmende Eigenschaften aufweist.
Weitere wichtige Inhaltsstoffe sind Flavonoide, die als Antioxidantien ebenfalls entzündliche Erkrankungen lindern können. Die Süßholzwurzel kann in Form eines Tees gut bei Beschwerden der oberen Atemwege eingesetzt werden. Sie lindert unter anderem Halsschmerzen und Erkältungserscheinungen. Beliebt ist die Droge bei Entzündungen der Nasennebenhöhlen und des Rachens sowie bei begleitender Bronchitis.
Efeu: Hedera helix ist vor allem in West-, Mittel- und Südeuropa und Südwestasien verbreitet. In der Antike nutzten Ärzte Efeublätter und -früchte gerne als Schmerzmittel. Heute werden nur noch die Blätter therapeutisch genutzt: Sie werden in Form von Tees und Extrakten bei akuten Entzündungen der Atemwege und bei chronischen Bronchialerkrankungen verwendet.
Die Inhaltsstoffe, die die Wirkung des Efeus bestimmen, sind Saponine. Ihnen werden schleimlösende und entzündungshemmende Eigenschaften zugeschrieben. Daneben findet man auch Flavonoide, Sterole und ätherisches Öl. Der Extrakt besitzt ein breites Wirkungsspektrum gegen Mikroorganismen.
Efeuextrakt ist in der Apotheke häufig anzutreffen: Vor allem in Hustensäften erfreut sich die Pflanze großer Beliebtheit. Zu Recht: In klinischen Studien wurde die Wirkung gut belegt. Gestritten wird derzeit über die Indikation. Zu Vorsicht wird allerdings bei der Verwendung der frischen Pflanze geraten. Alle Pflanzenteile des Efeus sind giftig. Der Saft der Blätter kann allergische Reaktionen hervorrufen, der Genuss der Beeren führt zu Übelkeit, Durchfall und Erbrechen.
Thymian: Der Echte Thymian (Thymus vulgaris L.) wird nicht nur als Gewürz gern verwendet. Seit der Antike wird die Pflanze bei Erkältungen eingesetzt. Auch heute hat sich Thymian aufgrund seiner auswurffördernden und krampflösenden Eigenschaften als Hustenmittel einen Namen gemacht. Die Pflanze gehört zur Familie der Lippenblütler und ist mit vielen Sorten in Mittel- und Südeuropa und im Kaukasus beheimatet. Heute wird sie fast auf der ganzen Welt kultiviert.
Extrakte aus Thymiankraut lindern den Hustenreiz und beschleunigen den Abtransport des Schleims. Sogar bei Keuchhusten und Asthma werden Thymianpräparate zur unterstützenden Behandlung eingesetzt. Die Hauptinhaltsstoffe sind ätherische Öle, Gerbstoffe und Flavonoide. Die schleimlösenden und antimikrobiellen Wirkungen werden dabei vor allem den ätherischen Ölen zugeschrieben.
Nach der Verwendung als Küchengewürz wird Thymian als Tee und Hustensaft am häufigsten eingesetzt. Aber auch äußerlich kann die Droge angewendet werden: Der Extrakt wird als durchblutungsförderndes und antibakterielles Mittel zum Gurgeln bei Entzündungen in Mund und Rachen verabreicht.