Unerwünschte Arzneimittelwirkung

HCT: Erhöhtes Risiko für weißen Hautkrebs

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Berlin -

Hydrochlorothiazid (HCT) zählt sowohl in den USA als auch in Westeuropa zu den am häufigsten verordneten blutdrucksenkenden und diuretischen Arzneimitteln. Dass der Wirkstoff die Photosensibilisierung der Haut erhöhen kann, ist seit Langem bekannt. Dänische Forscher haben nun einen Zusammenhang zwischen der Langzeittherapie mit dem Diuretikum und der Entstehung von Plattenepithel-(SCC) und Basalzell-(BCC) Karzinomen hergestellt. Die Ergebnisse wurden im „Journal of the American Academy of Dermatology“ veröffentlicht.

Die dänischen Wissenschaftler nutzen Daten aus fünf landesweiten Datenquellen. Aus dem dänischen Krebsregister wurden Patienten identifiziert, die in den Jahren 2004 bis 2012 an nicht-melanozytäre Hautkrebs (NMSC) erkrankten. Der sogenannte weiße Hautkrebs ist weltweit das häufigste Karzinom bei Menschen mit heller Hautfarbe. Außerdem wurde die in den Jahren 1995 bis 2012 in Dänemark verordnete Menge HCT berücksichtigt.

Die Studienpopulation schloss etwa 71.500 Patienten mit BCC und mehr als 8600 Patienten mit SCC ein. Die Forscher konnten einen Zusammenhang zwischen dem Risiko für die Entstehung der Karzinome und der HCT-Dosis herstellen. So nimmt das Risiko mit höherer Dosis zu.

Patienten, die mit 50 mg HCT behandelt werden, haben ein um 1,29-fach erhöhtes Risiko an BCC zu erkranken. Für SCC erhöht sich das Risiko um das etwa Vierfache. Die Gefahr steigt mit einer Dosiserhöhung. Werden mindestens 200 mg HCT eingenommen liegt das Risiko für BCC um das etwa 1,5-fache beziehungsweise für SCC um das etwa Siebenfache höher. Der Anteil der Studienpopulation die unter HCT ein BCC entwickelte liegt bei 0,6 Prozent und für SCC bei 9 Prozent.

Die Tumore waren vor allem an sonnenexponierten Haustellen, insbesondere der unteren Gliedmaßen lokalisiert. Die Forscher konnten keinen Zusammenhang zwischen der Entstehung von weißem Hautkrebs und anderen Diuretika oder Blutdrucksenkern ermitteln. So gibt es kein erhöhtes Risiko unter Calciumkanal-Blockern, Furosemid, Indapamid, Nifedipin, Angitensin-II-Rezeptorantagonisten oder ACE-Hemmern.

Die Studie ist jedoch mit zwei Einschränkungen verbunden. Sie beinhaltet keine Informationen zur UV-Exposition und Ethnizität und Hauttyp der Studienpopulation. Da es sich jedoch um Daten aus dänischen Datenbanken handelte, könne davon ausgegangen werden, dass es sich um Personen weißen Hauttyps handele. Zudem sei kein Unterschied in den Sonnengewohnheiten von Verwendern und Nichtverwendern des Arzneistoffes zu erwarten.

Ersichtlich war jedoch ein weiterer Zusammenhang. Neben der HCT-Dosis spielt auch das Alter eine Rolle. So lag die größte Inzidenz bei Patienten unter 50 Jahren – sowohl für SCC als auch BCC.

HCT ist ein Thiazid-Diuretikum und kann bei Bluthochdruck, Herzinsuffizienz oder Ödemen eingesetzt werden. Der Arzneistoff hemmt reversibel den Natrium-Chlorid-Cotransporter im distalen Tubulus. Das Natrium wird samt Lösungswasser ausgeschieden. Infolge des Natrium-Kalium-Austausches nimmt auch die Kaliumausscheidung zu. Zudem nimmt im Rahmen einer Langzeitbehandlung mit dem Diuretikum die Ausscheidung von Calcium über die Nieren ab – die Folge kann eine Hyperkalzämie sein. Symptome können Müdigkeit, Depression, Arrhythmien, Knochenschmerzen oder Muskelschwäche sein. In diesem Fall spricht man von einer medikamentös induzierten Hyperkalzämie.

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