Diabetes-Beratung

HbA1c: Bessere Werte bei pharmazeutischer Betreuung

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Berlin -

Einige chronische Erkrankungen erfordern von den Betroffenen ein hohes Maß an Disziplin. Dazu gehört auch der Diabetes mellitus. Eine Studie aus Bayern kommt nun zu dem Schluss, dass Zuckerkranke, die regelmäßig pharmazeutisch betreut und beraten werden, bessere Zucker-Langzeitwerte haben als Diabetiker:innen, die ausschließlich in der Arztpraxis betreut werden.

Ein Ziel der erfolgreichen Diabetestherapie ist eine gute glykämische Kontrolle. Der HbA1c-Wert gibt den Langzeitzucker an. Dabei steht Hb für Hämoglobin. Hämoglobin A1c ist der „verzuckerte“ Anteil des roten Blutfarbstoffes. Generell lässt sich sagen: Je niedriger der HbA1c-Wert, desto besser war der Patient oder die Patientin über die letzten drei Monate eingestellt. Bei Nicht-Diabetikern liegt der HbA1c-Wert bei ungefähr 5 Prozent, die neue Angabe erfolgt in mmol/molHb. 5 Prozent entsprechen 30 mmol/molHb.

Welcher Wert für den einzelnen Diabetiker/die einzelne Diabetikerin anzustreben ist, muss mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Bei Diabetes Typ II sollten Werte zwischen 6,5 und 7,5 Prozent (48 bis 58 mmol/molHb) liegen.

Eine Studie aus Bayern zeigt jetzt, dass Apotheker:innen und PTA zum Therapieerfolg durch regelmäßige Beratung signifikant beitragen können. Durch Aufklärung, Tipps und Tricks fällt es den Betroffenen leichter die Medikation regelmäßig einzunehmen und die Verhaltensregeln einzuhalten. Untersucht wurde dieser Einfluss innerhalb der Glicemia 2.0-Studie. An ihr nahmen 26 Apotheken aus Bayern teil. Insgesamt nahmen 198 Patient:innen an der Studie teil. Die Apotheken wurden, genauso wie die jeweiligen Patient:innen in eine Kontroll- und eine Interventionsgruppe aufgeteilt. Alle Diabetiker wiesen einen BMI über 25 auf und litten an Diabetes mellitus Typ 2. Die Teilnehmer:innen wurden über ein Jahr betreut. Daten wurden zu Studienbeginn, nach sechs sowie nach zwölf Monaten erhoben.

Die Apotheker:innen erhielten einen Trainingstag vorab. Die Pharmazeut:innen, die in die Interventionsgruppe eingeteilt wurden erhielten weiterhin eine Schulung zu den Themen Beratung und Medikationsanalyse. Innerhalb der Interventionsgruppe waren drei persönliche Beratungsgespräche vorgesehen. Diese wurden um monatliche Telefongespräche ergänzt. Die Teilnehmer:innen nahmen darüber hinaus alle zwei Monate an einem Gruppenmeeting teil.

Vor allem die Gewichtsreduktion fiel leichter

Im Ergebnis zeigte sich, dass 7 Teilnehmer:innen aus der Kontroll- und 21 Personen aus der Interventionsgruppe ihr Körpergewicht um mindestens 5 Prozent reduzieren konnten. Der HbA1C-Wert sank bei den Teilnehmer:innen der Interventionsgruppe stärker, er verringerte sich im Schnitt von 8,3 auf 7,3. Innerhalb der Kontrollgruppe sankt der Wert von 8,1 auf 7,8.

Dr. Helmut Schlager vom Präventionsinstitut WIPIG (Wissenschaftliches Institut für Prävention im Gesundheitswesen) zieht ein positives Fazit aus der Studie: „Unsere aktuelle Studie hat einmal mehr wissenschaftlich bewiesen, was präventive Betreuung durch Apothekerinnen und Apotheker zu leisten vermag.“ Beratung und Betreuung in der Apotheke wird von vielen Patient:innen anders wahrgenommen, als das Gespräch mit dem Arzt. Eine engere Zusammenarbeit der beiden Heilberufe könnte den Betroffenen bei zahlreichen Krankheitsbildern zugutekommen.

Auch einen wirtschaftlichen Vorteil bietet die niederschwellige Betreuung in der Apotheke: Durch regelmäßige Patientenkontakte scheint sich die Therapietreue zu erhöhen. Folgeerkrankungen können dadurch reduziert werden. Das senkt am Ende auch die Kosten für die Krankenkassen.

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