Rote-Hand-Brief

Hautreaktionen unter Galantamin APOTHEKE ADHOC, 22.09.2015 14:59 Uhr

Berlin - 

Unter der Einnahme von Reminyl (Galantamin) kann es zu schwerwiegenden Hautreaktionen kommen. Darauf weist der Hersteller Janssen in einem Rote-Hand-Brief hin. Ärzte sollten ihre Patienten über das Risiko aufklären und die Therapie bei entsprechenden Symptomen abbrechen.

Bei Patienten, die Reminyl erhielten, wurde laut Janssen über Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und akute generalisierte exanthematische Pustulose (AGEP) berichtet. Patienten sollen über die Symptome informiert werden; beim ersten Auftreten eines Hautausschlags sollte die Behandlung beendet werden.

Zusätzlich werden SJS, AGEP sowie Erythema multiforme als selten auftretende neue Nebenwirkungen in die Produktinformationen aufgenommen. Bei schweren Leber- oder Nierenfunktionsstörungen ist der Wirkstoff kontraindiziert.

Erst im Mai hatte die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) darauf hingewiesen, dass Galantamin die QT-Zeit verlängern kann. Im konkreten Fall war eine 86-jährige Patientin mit fortgeschrittener Demenz im häuslichen Umfeld dreimal mit Synkopen kollabiert, sodass die stationäre Aufnahme erfolgen musste.

Galantamin ist als Acetylcholinesterasehemmer zur symptomatischen Behandlung Erwachsener mit leichter bis mittelschwerer Demenz vom Alzheimer-Typ zugelassen. Als typische Nebenwirkungen gelten neben gastrointestinalen Störungen auch Bradykardie und Synkope (kurzzeitige Bewusstlosigkeit).

In der Literatur sind laut AkdÄ einzelne Fälle von QT-Verlängerung beschrieben. Bei unbeabsichtigter Überdosierung wurden darüber hinaus Torsades-de-Pointes (TdP) und ventrikuläre Tachykardien beobachtet.

Laut Arzneiverordnungsreport wurden 2013 mehr als 10 Millionen Tagestherapiedosen (DDD) verschrieben; mehr als 70 Prozent entfielen auf Galnora von TAD, das entspricht 100.000 Verordnungen im Wert von 20 Millionen Euro auf Basis der Abgabepreise. Reminyl, Hexal und 1A Pharma kamen jeweils auf rund 20 Millionen Verordnungen.