Kein Olivenöl für Babys Dr. Kerstin Neumann, 05.01.2016 13:30 Uhr
Olivenöl und Sonnenblumenöl sind nicht für die Pflege von Babyhaut geeignet. Das geht aus einer britischen Studie hervor, die im Fachjournal „Acta Dermato-Venerologica“ veröffentlicht wurde. Demnach kann die Anwendung der Öle die Entwicklung der natürlichen Hautbarriere behindern. Eine Empfehlung für die Babypflege sollte daher nur mit Vorsicht ausgesprochen werden, so die Wissenschaftler.
Die Prävalenz von Hauterkrankungen bei Kindern hat in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen. Bei fast einem Drittel aller Kinder zwischen zwei und 15 Jahren werden heute dermatologische Irritationen oder Allergien diagnostiziert, 60 Prozent davon sogar bereits im ersten Lebensjahr.
Babyhaut ist anders aufgebaut als die Haut von Kindern und Erwachsenen: Die Hornschicht, das Stratum corneum, ist um etwa 30 Prozent dünner, Kollagen- und Elastinfasern sind kürzer und dünner, die Haut ist daher weniger elastisch. Auch die Schweiß- und Talgdrüsen funktionieren noch nicht ausreichend. Das führt zu Schwankungen von pH-Wert und Lipidgehalt der Haut. Die Mikroflora ist ebenfalls noch nicht vollständig entwickelt. Insgesamt ist die Haut von Neugeborenen etwa 20 Prozent dünner als die von Erwachsenen – entsprechend fällt auch die Hautpflege anders aus.
Sonnenblumen- und Olivenöl sind häufige Empfehlungen von Hebammen und Kinderärzten für die Hautpflege bei Säuglingen. Die Mediziner des Saint Mary's Hospital und der Manchester University wollten daher testen, welche Auswirkungen diese Öle auf die Hautbeschaffenheit von Neugeborenen haben und ob sie mit der Entstehung von Hauterkrankungen bei Kindern zu tun haben könnten. Die Wissenschaftler behandelten 115 Neugeborene 28 Tage lang zweimal täglich entweder mit Sonnenblumen- oder Olivenöl oder ausschließlich mit Wasser. Anschließend wurden Hautfeuchtigkeit und Lipidlamellenstruktur der Haut untersucht und mit den Werten zu Beginn der Studie verglichen.
Die Ergebnisse zeigten: Babys, die Öl zur Hautpflege erhalten hatten, zeigten zunächst eine bessere Hydratisierung der Haut. Gleichzeitig entwickelte sich aber die Entwicklung der Barrierefunktion der Haut schlechter als die Haut der nur mit Wasser behandelten Babys. Die Struktur der Lipidlamellen, die die Haut vor Feuchtigkeitsverlust schützt und das Eindringen von Allergenen und die Entstehung von Infektionen verhindern soll, war weniger stark ausgeprägt.
Gänzlich überraschend kommt das Ergebnis für die Wissenschaftler nicht. Bereits 2012 hatte eine Studie gezeigt, dass Olivenöl auch bei Erwachsenen nachteilig für die Hautbarriere ist. Ob die Anwendung bei Babys diesen Effekt lediglich verzögert oder ob tatsächlich eine dauerhafte Schädigung der Haut vorliege, könne auf Basis der jetzigen Ergebnisse noch nicht gesagt werden. Dafür seien weitere Untersuchungen dringend nötig. Bis dahin sollte aber von Empfehlungen für Oliven- und Sonnenblumenöl abgesehen werden, raten die Forscher.
Europäische Dermatologen und Pädiater empfehlen in einem Konsenspapier für die Pflege gesunder Babyhaut vor allem regelmäßige Körperpflege mit Wasser. Milde, flüssige Badezusätze können einen zusätzlichen positiven Effekt haben. Grundsätzlich sollte darauf geachtet werden, dass Pflegeprodukte für Babys keine reizenden Stoffe enthalten. Dazu gehören ätherische Öle, synthetische Konservierungsstoffe, Parabene und Farbstoffe. Wasch- und Badezusätze sollten darüber hinaus frei von PEG-Emulgatoren sein.