Hautkrebs-Risiko durch Picato? APOTHEKE ADHOC, 12.09.2019 14:19 Uhr
Die Anwendung von Picato Gel (Ingenolmebutat, Leo Pharma) könnte möglicherweise mit einem erhöhten Risiko für Hautkrebs einhergehen: Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) überprüft nun die verfügbaren Daten.
Auslöser für die Überprüfung sind Daten aus mehreren Studien: Die Ergebnisse zeigten eine höhere Anzahl von Hautkrebsfällen, einschließlich Plattenepithelkarzinomen, bei Patienten, die mit Picato behandelt wurden. In der Produktinformation des Gels ist bereits ein Warnhinweis zu Berichten über das Auftreten eines Hauttumortyps – des sogenannten Keratoakanthoms – enthalten. Nach einer separaten Überprüfung wird diese Warnung derzeit aktualisiert, um Hautkrebs wie Basalzellkarzinom, Morbus Bowen und Plattenepithelkarzinom aufzuführen.
Aufgrund der derzeitigen Untersuchungen wird Angehörigen der Gesundheitsberufe empfohlen, Picato mit Vorsicht bei Patienten anzuwenden, die in der Vergangenheit bereits unter Hautkrebs litten. Außerdem sollen Patienten darauf hingewiesen werden, auf Hautveränderungen zu achten und sofort ihren Arzt zu informieren, wenn sie etwas Ungewöhnliches bemerken.
Um zu entscheiden, ob Picato das Hautkrebsrisiko erhöht, wird der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) nun eine gründliche Überprüfung aller verfügbaren Daten – auch aus laufenden Studien – durchführen. Mithilfe dieser Ergebnisse wird der Ausschuss das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Picato bewerten und empfehlen, ob die Zulassung des Medikaments in der EU geändert werden sollte.
Picato ist seit November 2012 in der EU zugelassen: Das Gel wird zur Behandlung von aktinischen Keratosen verwendet. Es ist geeignet, wenn die von aktinischen Keratosen betroffene Oberhaut nicht übermäßig verhornt oder verdickt und erhaben ist. Aktinische Keratosen werden durch chronische UV-Licht-Expansion verursacht: Es kommt zu rötlichen, manchmal auch hautfarbenen, fest haftenden Rauhigkeiten an der Hautoberfläche. Sie finden sich meist an den sogenannten „Lichtterrassen“ des Körpers: Besonders betroffen sind Gesicht, Handrücken oder der Bereich der männlichen Glatze. Solche Keratosen gelten heute als Vorstufe des Plattenepithelkarzinoms, einer besonderen Form des Hautkrebses.
Für die Behandlung einer aktinischen Keratose gibt es verschiedene Möglicheiten: Neben dem Herausschneiden oder Herausschaben kommt die Behandlung der Stellen mit flüssigem Stickstoff in Frage. Auch Lasertherapien und die sogenannte photodynamische Therapie wird häufig angewandt. Darüber hinaus haben verschiedene pharmazeutische Wirkstoffe ihre Wirksamkeit in der lokalen Anwendung bewiesen: Dazu zählen das in Picato enthaltene Ingenolmebutat sowie Fluorouracil, Imiquimod und Retinoide. Ingenolmebutat gehört zur Gruppe der Zytostatika: Es handelt sich um einen Inhaltsstoff aus dem Milchsaft der Garten-Wolfsmilch mit zytotoxischen Eigenschaften.
Das Gel ist in zwei Stärken verfügbar: 150 mg werden für Bereiche im Gesicht und auf der Kopfhaut verwendet, 500 mg sind für Stamm und Extremitäten geeignet. Picato wird je nach Stärke und Lokalisierung an zwei beziehungsweise drei aufeinanderfolgenden Tagen jeweils einmal täglich die betroffene Fläche aufgetragen, anschließend muss das Gel 15 Minuten lang trocknen. Das Berühren oder Waschen der behandelten Fläche soll während einer Dauer von sechs Stunden nach dem Auftragen vermieden werden. Jede Tube ist zum einmaligen Gebrauch bestimmt und soll nach Anwendung entsorgt werden. Zudem müssen nach dem Auftragen die Hände gründlich gewaschen werden.