Ausbreitung von Sars-CoV-2

Haustiere sind kein wesentlicher Risikofaktor Cynthia Möthrath, 02.04.2020 12:32 Uhr

Katzen konnten das Virus zwar vermehren und untereinander verbreiten, eine Übertragung auf den Menschen ist aber unwahrscheinlich. Foto: Krakenimages.com/shutterstock.com
Berlin - 

Die Berichte über Infektionen mit Sars-Cov-2 bei Haustieren halten sich in Grenzen: Weltweit haben sich bisher nur einzelne Tiere angesteckt. In China wurden verschiedene Tiere nun gezielt mit dem Virus infiziert, um neue Erkenntnisse zu erhalten. Die Ergebnisse des Harbin Veterinary Research Institute wurden im Fachjournal „Nature“ veröffentlicht, sie sind allerdings noch nicht peer-reviewed, also noch nicht von Experten geprüft. Die Ergebnisse müssen demnach noch mit Zurückhaltung betrachtet werden.

Katzen im Experiment infiziert

Für die Studie wurden unter anderem fünf Katzen absichtlich hohen Dosierungen von Sars-CoV-2 ausgesetzt: Dazu wurde das Virus nasal appliziert. Keine der Katzen zeigte danach Symptome, alle vermehrten das Virus jedoch im Körper und schieden es aus. Zwei der Tiere wurden sechs Tage später eingeschläfert. Danach fanden die Forscher virale RNA sowie infektiöse Viruspartikel in den oberen Atemwegen.

Anschließend wurden drei weitere Katzen mit den übrigen drei Tieren der vorherigen Gruppe in Kontakt gebracht: Sie wurden in Käfige neben die infizierten Tiere gesetzt. Eine der drei weiteren Katzen steckte sich an. Wie die Ansteckung erfolgte, ist jedoch unklar: Denn in der Studie wird nicht beschrieben, wie die Käfige eingerichtet wurden. Möglicherweise wurden die Katzen durch kontaminierte Fäkalien oder Urin infiziert, auch eine Ansteckung über Tröpfcheninfektion ist denkbar. Alle vier infizierten Katzen produzierten Antikörper gegen Sars-CoV-2.

Demnach könnten Katzen sich – zumindest experimentell – anstecken und das Virus auch vermehren und ausscheiden. Ebenfalls ist eine Übertragung von Katze zu Katze den Ergebnissen zufolge möglich. Unklar bleibt jedoch weiterhin, ob Katzen auch Menschen anstecken können und demnach ein Infektionsrisiko darstellen könnten. Denn die Laborbedingungen stellen keine realen Interaktionen zwischen Mensch und Haustier dar. Es sei unklar, ob die ausgeschiedene Virusmenge überhaupt ausreiche, um Menschen zu infizieren.

Kein wesentlicher Faktor für die Ausbreitung

Da sich nicht alle Katzen bei der Ursprungsgruppe infizierten und alle keine Symptome zeigten, gehen die Forscher davon aus, dass das Virus bei Katzen möglicherweise nicht hochgradig übertragbar ist. Den Wissenschaftlern zufolge sind weitere Untersuchungen nötig, um genauere Informationen zu erhalten: So sollen Katzen beispielsweise unterschiedlich hohen Dosen des Virus ausgesetzt werden. Katzen müssten den Ergebnissen zufolge zwar bei der Ausbreitung von Sars-CoV-2 berücksichtigt werden, allerdings stellen sie nach derzeitigen Erkenntnissen keinen wesentlichen Faktor für die Ausbreitung dar.

Vorsichtsmaßnahmen gelten trotzdem

Die US-amerikanischen Zentren für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten (CDC) empfehlen Menschen mit Covid-19 dennoch, den Kontakt zu ihren Haustieren einzuschränken: Es soll beispielsweise vermieden werden, sie zu streicheln, geleckt zu werden und Nahrung zu teilen. Dabei handle es sich jedoch um reine Vorsichtsmaßnahmen. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte in Bezug auf Corona darauf hingewiesen, es sei immer eine gute Idee, die Hände nach dem Kontakt zu Haustieren mit Wasser und Seife zu waschen. Dies schütze zudem auch vor verschiedenen Bakterien wie E. coli und Salmonellen, die zwischen Haustieren und Menschen übertragen werden können.

Hunde weniger anfällig

In der aktuellen Studie fanden die Forscher zudem heraus, dass Frettchen sehr anfällig für Covid-19 sind, daher seien sie sehr gut für die Erforschung von Impfstoffen und Medikamenten geeignet. Hunde waren hingegen vergleichsweise weniger anfällig: Im Zuge der Studie wurden fünf junge Hunde infiziert, zwei der Tiere schieden das Virus über den Kot aus, bei keinem konnte jedoch infektiöses Material nachgewiesen werden. Ähnliche Untersuchungen an Schweinen, Hühnern und Enten zeigten keine virale RNA bei den Tieren, die absichtlich mit dem Virus infiziert wurden, oder bei Tieren, die den infizierten Tieren ausgesetzt waren.

Coronaviren bei Haustieren bekannt

Infektionen mit Coronaviren im Allgemeinen sind bei Haustieren jedoch keine Seltenheit, daher herrschte anfänglich große Unsicherheit in Bezug auf das neue Coronavirus Sars-CoV-2, denn häufig kam es zu missverständlichen Aussagen. Frühere Studien zum verwandten Sars-CoV-Virus zeigen beispielsweise, dass es zu einem schweren akuten respiratorischen Syndrom (SARS) kommen kann. Katzen konnten sich infizieren und das Virus auch weitergeben. Es gab jedoch keine Hinweise einer Übertragung von Hauskatzen auf den Menschen.

Berichte über Aussetzungen und Haustierschlachtung

Zu Beginn der Pandemie waren auf Facebook & Co. verschiedenste Meldungen über die Anordnung einer angeblichen Haustier-Schlachtung in China zu finden. Dadurch rückte auch hierzulande das Thema Haustiere in Bezug auf das Coronavirus in den Fokus. Viele Chinesen würden ihre Haustiere zwar nicht schlachten – dafür allerdings aussetzen – aus Angst, sich anstecken zu können. Ob die Anordnungen der Wahrheit entsprechen ist jedoch unklar.

Denn für Haustiere ließen sich in Bezug auf das Coronavirus in China keine konkreten Anweisungen finden – anders sieht es wohl für Straßenhunde aus. Auf der offiziellen Regierungswebseite des Ortes Jinzhai gab es eine Art Leserbrief: Der Autor forderte, das böswillige Töten von Hunden und Katzen zu beenden, da es keine konkreten Anhaltspunkte für die Übertragung durch Haustiere gebe. Die Stadtverwaltung antwortete jedoch, dass gemäß einem Dokument für die Prävention und Bekämpfung von Lungenentzündungen das Töten der Straßenhunde erforderlich sei und auch die Ausbreitung des Virus verhindern solle.