Infektiöse Tabletten

„Halte dich fern von diesem Paracetamol“

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Berlin -

Bestimmte Schmerztabletten mit dem Wirkstoff Paracetamol sollen mit dem Machupo-Virus infiziert sein. Zumindest kursieren in den sozialen Medien derartige Meldungen. Verschwörungstheoretiker warnen vor der Einnahme der verseuchten Tabletten und fordern auf, die Nachricht weiterzuleiten – um „Leben zu retten“.

Seit Anfang des vergangenen Jahres machen Warnungen zu Paracetamol die Runde. Angeblich sollen Tabletten der Marke „P-500“ mit dem Machupo-Virus kontaminiert sein. „Es handelt sich um ein neues, sehr weißes und glänzendes Paracetamol, bei dem Ärzte das Machupo-Virus nachweisen konnten“, warnt ein Social-Media-Nutzer.

Das Virus zähle zu den gefährlichsten Viren der Welt und habe eine hohe Sterblichkeitsrate. „Halte dich fern von diesem Paracetamol“, so der Nutzer, der ein Foto des entsprechenden Blisters geteilt hat. „Gib diese Informationen schnell weiter, um Leben zu retten“, fordert er.

Machupo ist ein RNA-Einzelstrang-Virus, das zum bolivianischen hämorrhagischen Fieber führt. Es treten unter anderem schwere Myalgien und Hypotonie auf. Der Erreger ist in Nord- und Ost-Bolivien endemisch. Die Infektion wird über infizierte Tiere oder Lebensmittel sowie von Mensch zu Mensch und auch über die Luft übertragen. Es besteht eine hohe Ansteckungsgefahr.

Kontaminierte Nahrungsmittel vermeidet jeder, doch wie sieht es mit Arzneimitteln aus? Können den Tabletten mit Viren kontaminiert sein? Sogenannte Faktchecker-Websiten wie „Snopes“ oder „Hoax Slayer“ haben die Aussagen bereits widerlegt. Sie erklären, dass das Virus den Herstellungsprozess des Paracetamols gar nicht überstehen würde. Auch bei einer nachträglichen Kontamination sei ein Überleben der Viren ausgeschlossen.

Auch die indonesische Lebensmittel- und Arzneimittelbeauftragte Penny K. Lukito wies in einer Medienmitteilung darauf hin, dass es sich um eine Falschmeldung handele. Es würden keine Berichte vorliegen, die die Aussagen bestätigten. Malaysische Beamte des Gesundheitsministeriums entlarvten die Gerüchte ebenfalls.

Malaysias Gesundheitsdirektor Dr. Noor Hisham Abdullah sagte, dass Machupo wie die meisten Viren nicht in trockenen Umgebungen wie Paracetamol-Tabletten leben könnten.

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