Wechseljahresbeschwerden

Häufiger Brustkrebs unter Hormonersatztherapie

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Berlin -

Der Einsatz von Hormonen zur Linderung klimakterischer Beschwerden wird immer wieder kontrovers diskutiert: Eine Metaanalyse zeigte nun erneut, dass eine systemische Behandlung mit Östrogenen – vor allem in der Kombination mit einem Gestagen – das Risiko für ein Mammakarzinom erhöhen kann. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlicht.

Ziel der Hormonersatztherapie (HET) ist es, dem Körper die Hormone zu geben, die ihm fehlen. Dabei gilt die Devise: So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Im Markt sind Mono- und Kombinationspräparate in unterschiedlichen Darreichungsformen. Zum Einsatz kommen unter anderem Cremes, Tabletten, Pflaster oder Injektionen. Im Rahmen der Monotherapie werden lediglich Östrogene ersetzt. Findet eine Kombinationstherapie statt, wird zusätzlich ein Gestagen verabreicht. Dies ist erforderlich, wenn bei den Frauen die Gebärmutter noch nicht entfernt wurde. Da Östrogene das Endometriumwachstum fördern, wird so das Risiko für eine Endometriumhperplasie reduziert.

Bereits 2002 zeigten die Studien der Women´s Health Initiative (WHI) ähnliche Erkenntnisse wie die jetzige Metaanalyse. Das Konzept der Hormonersatztherapie wurde durch die Ergebnisse der Studien damals stark aufgewühlt: Bis dato hatten viele Gynäkologen ihren Patientinnen geraten, die mit der Menopause verringerte Östrogenproduktion durch die Einnahme von Hormonpräparaten auszugleichen. Dadurch sollten nicht nur die typischen Beschwerden gelindert werden, sondern auch ein Schutz vor Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen entstehen.

Weil Östrogene das Risiko für Gebärmutterkrebs erhöhen, wurde in den meisten Fällen ein Kombinationspräparat mit einem Gestagen empfohlen. Die WHI-Studie widerlegte damals die positiven Einflüsse der Hormonersatztherapie: Zwar kam es unter der Behandlung seltener zu osteoporosebedingten Knochenbrüchen, jedoch traten Herz-Kreislauf-Erkrankungen wesentlich häufiger auf. Zudem stieg unter der Kombinationsbehandlung das Risiko für Brustkrebs an.

Durch die Erkenntnisse der Studie kam es in den Folgejahren zu einer Halbierung der Verordnungen von Hormonersatztherapien. Seit einigen Jahren haben sich die Verordnungszahlen wieder stabilisiert. Die Leitlinien raten jedoch mittlerweile von einer längerfristigen Einnahme ab. Auch die meisten Fachgesellschaften empfehlen, nur bei starken klimakterischen Beschwerden eine Hormontherapie zu beginnen. Diese sollte zudem so kurz wie möglich erfolgen. Am sichersten scheint derzeit eine vaginale Anwendung zu sein, die in Studien mit keinem erhöhten Brustkrebsrisiko verbunden war.

An den WHI-Studien wurde kritisiert, dass es sich bei den Teilnehmerinnen hauptsächlich um ältere Patientinnen handelte, die weit über 60 Jahre alt waren. Um den Einfluss bei jüngeren Frauen zu ermitteln, beschäftigte sich eine Expertengruppe von der Universität Oxford nun mit verschiedenen epidemiologischen Studien. Das Team fasste 58 Studien zusammen und analysierte die Datenlage: Die Metaanalyse zeigte, dass Frauen, die nach der Menopause eine Hormontherapie begannen, häufiger an Brustkrebs erkrankten. Das Risiko war jedoch nicht nur für Kombinationspräparate, sondern auch für Monotherapien nachweisbar. Bei den Anwenderinnen der Kombinationspräparate war es jedoch noch deutlich höher.

Die Hormonpräparate erhöhten vor allem die Entstehung von Östrogenrezeptor-positiven Mammakarzinomen, deren Wachstum durch Östrogene gesteigert wird. Ein erhöhter Body-Mass-Index steigert das Brustkrebsrisiko von Frauen, die keine Hormone einnehmen. Die zusätzliche Einnahme von Hormonen erhöhte das Risiko aber weniger stark als bei schlanken Frauen. Schließlich erkrankten beide Gruppen gleich häufig an Brustkrebs, wenn sie Hormone einnahmen. Die Analyse zeigte zudem auch deutlich, dass das Risiko mit der Dauer der Einnahme ansteigt.

Bei Frauen mit einem normalen Body-Mass-Index, die keine Hormone einnahmen, lag das Brustkrebsrisiko zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr bei 6,3 pro 100 Frauen. Es steigt auf 8,3 bei Frauen, die ab dem Alter von 50 Jahren über fünf Jahre kombinierte Hormonpräparate einnahmen. Von den Frauen, die ab dem Alter von 50 Jahren über fünf Jahre Östrogen-Monopräparate einnahmen, erkrankten 6,8 von 100 Frauen.

Das Risiko ist der Analyse zufolge bei jüngeren Frauen sogar höher als bei Älteren: Im Alter von 45 bis 49 Jahren lag das relative Risiko bei einer 5- bis 14-jährigen Behandlung bei Östrogen-Monopräparaten bei 1,39 und bei Östrogen-Gestagen-Kombinationen sogar bei 2,14. Bei einem späteren Beginn im Alter von 60 bis 69 Jahren war das relative Risiko mit 1,08 und 1,75 dagegen kaum noch erhöht.

Die Menopause setzt im Durchschnitt im Alter von 50 Jahren ein, kann jedoch bei einigen Frauen bereits im Alter von 45 Jahren stattfinden oder bis Mitte 50 auf sich warten lassen. „Offiziell“ wird der Abschnitt mit dem Ausbleiben der Regelblutung. Eingeleitet wird das Klimakterium jedoch schon einige Jahre vor dem Ausbleibend der Periode mit der Prämenopause. Zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr beginnt die Umstellung der Hormonproduktion und das hormonelle Gleichgewicht verschiebt sich, die Abstände zwischen den Blutungen werden länger, die Eisprünge seltener und die Progesteronproduktion nimmt ab.

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