Häufig Unterdosierung bei Übergewicht Yvette Meißner, 19.11.2007 15:31 Uhr
Antibiotika werden bei Übergewichtigen häufig in zu niedriger Dosierung verabreicht und können demzufolge nicht angemessen wirken. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung von Wissenschaftlern der Oregan State Universität in den USA, die im Magazin „Pharmacotherapy“ veröffentlicht worden ist. In manchen Fällen würden übergewichtige Patienten sogar nur die Hälfte der erforderlichen Wirkstoffdosis erhalten - ein Risiko nicht nur für den Patienten, der nicht ausreichend therapiert wird. Auch Antibiotika-Resistenzen könnten leichter entstehen, befürchtet David Bearden, Professor an der Oregan State Universität.
Das Körpergewicht spielt nach Ansicht der Wissenschaftler noch immer eine untergeordnete Rolle, wenn es um die Dosisanpassung von Medikamenten geht. Bislang werde meist nach dem Prinzip „eine Dosis für alle“ behandelt, wobei man bei der Bestimmung von einem Gewicht von 65 bis 75 Kilogramm ausgehe. Erhöhtes Körperfett habe auch Auswirkungen auf die Pharmakokinetik. So können Verteilung und Clearance der Medikamente erheblich variieren. Die Wissenschaftler empfehlen, die Dosierung von Vancomycn, Aminoglykosiden und Betalactamen an das Körpergewicht anzupassen. Weniger dramatisch sei dagegen die Situation bei Dauermedikamenten wie Blutdruck- oder Cholesterolsenkern. Dort werden die Effekte der Pharmakotherapie regelmäßiger überprüft und die Dosis individuell bestimmt.
Dass diesem Thema mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte, zeigen Erhebungen aus den USA: So ist zwischen 1986 und 2000 die Zahl der adipösen Menschen um 600 Prozent angestiegen. Fettleibigkeit stellt allerdings nicht nur ein amerikanische Problem dar. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO waren im Jahr 2005 etwa 400 Millionen Menschen weltweit adipös, für 2015 wird mit etwa 700 Millionen gerechnet.