Händedesinfektion: Disziplin beibehalten APOTHEKE ADHOC, 14.05.2022 08:00 Uhr
Die Desinfektion der Hände ist immer noch eine der effektivsten Präventionsmöglichkeiten, wenn es um Infektionskrankheiten geht. Während der Pandemie haben zahlreiche Bürger:innen sehr genau auf die Handhygiene geachtet. Angehörige der Gesundheitsberufe müssen täglich auf eine ausreichende Desinfektion achten. Doch trotz regelmäßiger Schulungen lässt sich die Compliance ab einem gewissen Punkt nicht mehr steigern.
Für eine gute Händedesinfektion benötigt es mehr als ein alkoholisches Desinfektionsmittel. Auch die genutzten Präparate zur Händewaschung und Hautpflege sollten mit dem Desinfektionsmittel abgestimmt sein. Am besten werden die eingesetzten Präparate mit Anwendungshinweisen in einem hautschutzplan festgehalten. Dieser sollte für jeden Mitarbeitenden einzusehen sein. In Deutschland bieten die Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) den nationalen Rahmen für Maßnahmen zur Prävention von nosokomialen Infektionen.
Das Robert Koch-Institut (RKI) weist darauf hin, dass sich trotz regelmäßiger Schulungen feststellen lässt, dass ab einem gewissen Punkt keine weitere Steigerung der Compliance erzielt werden kann. Teilweise würde die Adhärenz sogar auf das anfängliche Niveau zurückfallen. Demnach würde die regelmäßige Wissensauffrischung sogar kontraproduktiv wirken. Des weiteren bemängelt das RKI, dass vor allem die Desinfektionen übergangen werden, die dem Produktschutz dienen. Dient die Desinfektion dem Selbstschutz sei die Compliance dauerhaft höher.
Steigerung der Compliance begrenzt
Eine Studie konnte zeigen, dass es in den ersten Monaten der Pandemie zu einer rasanten Steigerung der Compliance mit Blick auf die Händedesinfektion kam. Bereits nach sechs Monaten Pandemie sank diese wieder auf das Niveau von vor der Pandemie herab. In den einzelnen Berufsgruppen konnte eine unterschiedlich gute Compliance ausgemacht werden.
Das RKI verweist darauf, dass nachhaltige Strategien entwickelt werden müssten, die den Angehörigen der Gesundheitsberufe die Bedeutung der Disziplin dauerhaft bewusst machten. „Auch wenn den im Gesundheitswesen Tätigen die Bedeutung der Händehygiene theoretisch bewusst ist, so sind die Konsequenzen des Ausbleibens (zum Beispiel Übertragungen, die zu einer Kolonisation oder Infektion der Patientin/des Patienten führen können) oft im Einzelnen nicht sofort und direkt sichtbar“, so das RKI.
Eine Lösung sei eine regelmäßige Befragung zur Selbstwahrnehmung. Diese könnte wichtige Informationen über „Knackpunkte“ und die Arbeitsplatzkultur liefern. Mitarbeitende sollten sich darüber bewusst werden, wie ihr eigenes Verhalten beeinflusst wird, wenn Kolleg:innen die Händedesinfektion auslassen. Ziel sei es der Händehygiene mehr Achtsamkeit zu geben. „Nicht das Zuweisen von Fehlern, sondern das Bewusstwerden von Hemmnissen und die Entwicklung von Strategien zu deren Bewältigung in der Zukunft stehen im Vordergrund“, erläutert das RKI.