Sars-CoV-2 als Auslöser

Guillain-Barré-Syndrom nach Covid-19

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Berlin -

Die häufigste Ursache für akute generalisierte Lähmungen in Europa ist das Guillain-Barré-Syndrom. Die Erkrankung wird unter anderem durch virale Infektionen ausgelöst. Sie kann in allen Altersklassen auftreten, gehäuft kommt sie jedoch bei älteren Erwachsenen zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr vor. Nun wurde über erste Fälle berichtet, die im Zusammenhang mit Covid-19 stehen könnten.

Chinesische Mediziner vermuten, dass Sars-CoV-2 das Guillain-Barré-Syndrom auslösen kann. Bislang liegen nur vereinzelte Fallberichte vor – die Ärzte betonen, dass ein kausaler Zusammenhang bislang nicht bestätigt ist. Das Syndrom könnte jedoch eine Folge der Viruserkrankung sein. Darüber hinaus kann die Erkrankung auch nach bakteriellen Infektionen auftreten. Zu den häufigsten Erregern vorausgegangener Infektionen gehören: Campylobacter jejuni, Herpesviren, Varizella-Zoster-Virus, Epstein-Barr-Virus, Cytomegalievirus, HI-Virus, Zika-Virus und Mykoplasmen.

Der Fallbericht aus China handelt von einer 61-jährigen Frau, die mit unvollständigen Lähmungen und Sensitivitätsstörungen stationär aufgenommen wurde. Die Patientin litt nicht unter Atemwegssymptomen, Fieber oder Diarrhoe. Die Lähmungen nahmen in den Folgetagen zu. Die Ärzte behandelten sie mit Immunglobulinen, diese wurden der Frau intravenös verabreicht. Eine Woche später traten weitere Symptome auf – die Patientin entwickelte Husten und Fieber, im CT konnten die typischen Milchglaseintrübungen in der Lunge diagnostiziert werden. Die Mediziner vermuteten eine virale Pneumonie. Ein folgender Rachenabstrich fiel positiv auf Sars-CoV-2 aus.

Zeitliche Abstände führen zu Zweifeln

Im normalen Krankheitsverlauf tritt ein Guillain-Barré-Syndrom frühestens zehn Tage nach einer Infektion auf. Im Mittel kommt es zwei bis vier Wochen nach vorausgegangener Infektion zu Lähmungserscheinungen – meist zu einem Zeitpunkt, zu dem die Patienten schon wieder ausgeheilt sind. Im vorliegenden Fall trat die Symptomatik schon vor den Symptomen von Covid-19 auf. Diese zeitlichen Abstände lassen die Ärzte daran zweifeln, dass es sich bei der Frau um eine Folgeerkrankung von Covid-19 gehandelt hat. Vielmehr könnte die Patientin eine weitere Infektionskrankheit durchlebt haben. Die Autoren ziehen die Möglichkeit eines zufälligen Auftretens der beiden Erkrankungen somit in Betracht.

Doch auch andere Länder berichten von solchen Folgeerscheinungen. So sind fünf Fälle aus Norditalien bekannt, bei denen Patienten fünf bis zehn Tage nach Auftreten von Covid-19-Symptomen ein Guillain-Barré-Syndrom entwickelten. Von diesen fünf Patienten mussten drei künstlich beatmet werden. Ob die Beatmung aufgrund der Folgeerkrankung benötigt wurde, konnte nicht differenziert werden. Somit ist bisher nicht klar, ob das Syndrom zu einer zusätzlich verminderten Atemleistung führt.

Aus Spanien sind bisher zwei Fälle bekannt, bei denen in Folge der Corona-Infektion ein Guillain-Barré-Syndrom auftrat. Bei beiden Fällen entwickelten die Patienten das Miller-Fisher-Syndrom. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Form des Syndroms, bei dem vor allem die Hirnnerven betroffen sind. Auch hier traten die Syndrome mit nur kurzem zeitlichen Versatz zur Sars-CoV-Infektion auf. Die Mediziner sind unschlüssig, weshalb es zu so frühen Lähmungserscheinungen und anderen Ausprägungen kommen kann. Zum Teil traten die neurologischen Symptome sogar vor den respiratorischen Symptomen auf, weshalb die Mediziner eine Kausalität teilweise anzweifeln.

Therapie

Eine kausale Therapie der Erkrankung existiert bisher nicht. Genau wie bei Covid-19 können nur die Symptome gelindert werden. Betroffene Patienten werden intensivmedizinisch behandelt. Die Lungenfunktion sollte regelmäßig überprüft werden. Bei einem progredienten Verlauf, bei dem die Lungenfunktion kontinuierlich abnimmt, sollte so früh wie möglich intubiert und mit einer invasiven-künstlichen Beatmung begonnen werden. Die Kontrolle der Krankheit soll durch Plasmapherese und die Gabe von Immunglobulin-Präparaten sichergestellt werden. Die Gabe von Glukokortikoiden kann ebenfalls erfolgen.

 

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