Nach monatelanger Debatte hat das britische Parlament ein Gesetz für zwei umstrittene Forschungsansätze gebilligt: die Produktion von Tier-Mensch-Embryonen und die Auswahl von „Retter-Geschwistern“. Die Abgeordneten im Unterhaus stimmten am Mittwochabend mit 355 zu 129 Stimmen für das Gesetz. Es muss nun noch das Oberhaus passieren.
Das Gesetz erlaubt die Auswahl von Embryonen, um kranke Geschwister zu retten. Dabei suchen Ärzte nach einer künstlichen Befruchtung einen Embryo aus, der genetisch am besten zu einem lebensbedrohlich erkrankten Kind passt. Dieses erhält dann zur Therapie Zellen aus der Nabelschnur oder dem Knochenmark des ausgewählten jüngeren Geschwisterkindes.
Auch die Produktion von Embryonen aus Menschen-Erbgut und Tier-Eizellen für die Forschung soll durch das Gesetz ermöglicht werden. Bei der Bildung der so genannten Chimären setzen Forscher das Erbgut einer menschlichen Zelle in die entkernte Eizelle eines Tieres ein. Das Erbgut des entstehenden Embryos besteht zu 99,9 Prozent aus den Genen des Menschen. Doch die Eizelle der Tiere liefert diesem Embryo die Mitochondrien, die eigenes Erbgut besitzen.
Die Experten wollen den Embryo nicht zu einem Baby heranwachsen lassen, sondern ihm embryonale Stammzellen entnehmen und damit forschen. Solche Experimente erfolgten nach Auskunft der jeweiligen Wissenschaftler in den USA, in Südkorea und in China und 2008 mit Sondergenehmigung in Großbritannien.
Beide Verfahren sind in Deutschland verboten. Die Pläne zur Erweiterung der Stammzellenforschung hatten auch innerhalb der regierenden Labour-Partei von Premierminister Gordon Brown für Ärger gesorgt. Am Mittwoch stimmte jedoch nur eine kleine Zahl der Abgeordneten der Partei gegen die Vorschläge. Es hatte vor allem bei Kirchenvertretern einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.
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