Grünenthal setzt die Wachstumsstrategie konsequent fort. Das Unternehmen mit Sitz in Aachen hat die globalen Rechte für das Schmerzmittel Qutenza (Capsaicin) vom US-Konzern Acorda Therapeutics erworben.
Grünenthal ist nun der weltweite Alleininhaber von Qutenza. Bereits im Dezember 2016 hatte das Unternehmen die exklusiven Kommerzialisierungsrechte für Europa, den Nahen Osten und Afrika erworben. Nun zählen auch die USA, Lateinamerika, Asien und Australien zum Hoheitsgebiet. In Regionen, in denen das Unternehmen jedoch keine eigene Vermarktungsgesellschaft hat wie Asien und Australien, sollen Partner gewonnen oder Qutenza auslizenziert werden.
Qutenza ist ein kutanes Pflaster. In den USA ist das Produkt zur Behandlung neuropathischer Schmerzen im Zusammenhang mit postherpetischer Neuralgie zugelassen. Eine einmalige einstündige Anwendung des Pflasters könne eine Linderung der Schmerzen in Folge einer Gürtelrose für mindestens drei Monate erreichen. Außerdem hält Qutenza eine EU-Zulassung für die Behandlung von peripheren neuropathischen Schmerzen bei Erwachsenen entweder allein oder in Kombination mit anderen Schmerzmitteln.
Die Anwendung sollte unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Das Pflaster mit 8 Prozent Capsaicin sollte auf die vom Arzt ermittelten und markierten schmerzhaften unverletzten und trockenen Hautareale aufgeklebt werden. Maximal dürfen vier Pflaster angewendet werden. Die Verweildauer richtet sich nach dem Hautareal. Wird das Pflaster zur Behandlung HIV-assoziierter Neuropathie oder schmerzhafter diabetischer Neuropathie angewendet, sollte es 30 Minuten auf der Hautstelle verbleiben, auf anderen Arealen ist eine Verweildauer von 60 Minuten möglich. Treten die Schmerzen erneut auf, kann die Behandlung nach 90 Tagen wiederholt werden. Vor der Applikation von Qutenza kann das Hautareal mit eine topischen Anästhetikum behandelt werden. Auch eine Therapie mit einem oralen Schmerzmittel ist möglich.
Capsaicin ist ein hoch selektiver Agonist am TRPV1-Rezeptor. Der Ersteffekt ist die Aktivierung von TRPV1-exprimierenden kutanen Nozizeptoren. Die Folgen sind Stechen und Erythembildung durch die Freisetzung von vasoaktiven Neuropeptiden. Nach der Capsaicin-Behandlung werden die kutanen Nozizeptoren weniger empfindlich für Reize. Spätere Wirkungsstadien werden häufig als „Desensibilisierung“ bezeichnet und werden vermutlich für die Schmerzlinderung verantwortlich gemacht. Die durch Capsaicin induzierten Veränderungen in den kutanen Nozizeptoren sind reversibel.
„Qutenza passt strategisch perfekt zu uns, da es unser bestehendes Schmerzportfolio ergänzt und eine echte Alternative zum derzeitigen Behandlungsstandard darstellt“, sagt Gabriel Baertschi, CEO von Grünenthal.
Ende Oktober hatte Grünenthal die europäischen Rechte für Nexium (Esomeprazol) und die globalen Rechte, mit Ausnahme von Japan und den USA, für Vimovo (Naproxen/Esomeprazol) von AstraZeneca übernommen. Für umgerechnet 811 Millionen Euro soll der Vertrag vollzogen werden. Die Transaktion stehe noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Kartellbehörden. Ein Abschluss werde noch für Dezember erwartet.
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