Auch bei der Reaktion auf Grippeimpfungen gibt es den kleinen Unterschied: Das Immunsystem von Frauen reagiert stärker als das von Männern. Der Grund dafür sind einer neuen Studie zufolge Gene, deren Aktivität wahrscheinlich durch das männliche Geschlechtshormon Testosteron beeinflusst wird.
Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass die Wirksamkeit und auch die Nebenwirkungen von Impfungen bei Frauen und Männern unterschiedlich ausfallen können. Dabei waren zum Beispiel Vakzine gegen Grippe, Gelbfieber, Masern und Mumps untersucht worden.
Der neuen Studie zufolge produzierten die Frauen als Reaktion auf die Grippeimpfung mehr Antikörper und auch mehr Zytokine. Am deutlichsten waren die Unterschiede beim Impfstoff gegen den aggressiven Grippe-Erreger H3N2.
Die Wissenschaftler von der Stanford-Universität in Kalifornien konnten die unterschiedliche Reaktion auf eine Gruppe von Genen zurückzuführen, die mit Fett-Stoffwechsel zu tun hat, aber auch bekannt dafür ist, an einer verminderten Immunantwort beteiligt zu sein. Diese Gene reagieren verstärkt auf das männliche Sexualhormon Testosteron, wie die Autoren schreiben.
Dazu passe, dass in den Versuchen Männern mit erhöhtem Testosteronspiegel eine schwächere Immunantwort auf die Grippeimpfungen zeigten. Frauen hätten allgemein eine stärkere Reaktion als Männer, aber die Ursache sei bisher unklar gewesen, schreiben die Forscher.
Testosteron als Immundämpfer bei Männern könnte in der Entwicklungsgeschichte eventuell Vorteile geboten haben: Es könnte das Immunsystem der häufig von Verletzungen und Infektionen bedrohten Männer vor Überreaktionen bewahrt haben.
Insgesamt wurden die Reaktionen von 53 Frauen und 34 Männern unterschiedlichen Alters auf die üblichen Grippeimpfungen untersucht. Über die Ergebnisse berichten die Forscher in den „Proceedings“ der US-amerikanischen Akademie der Wissenschaften („PNAS“).
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