Grippeimpfstoff: Wirksamkeit hängt von Art der Herstellung ab Alexandra Negt, 21.12.2020 09:31 Uhr
Aktuelle Daten zeigen, dass zellkulturbasierte, tetravalente Grippe-Impfstoffe wirksamer sind, als eibasierte Varianten. Diese Erkenntnisse konnten aus neuen Real-World-Daten gewonnen werden. Präsentiert wurden die neuen Erkenntnisse hat im Rahmen der European Scientific Working Group on Influenza (ESWI).
Die Daten fassen die Ergebnisse der vergangenen Grippesaison 2018/2019 aus den USA zusammen. Analysen zeigen, dass mehr medizinische Zwischenfälle bei den Menschen verhindert werden konnten, die mit einem zellkulturbasierten Impfstoff geimpft wurden, als bei Personen, die einen eibasierten Impfstoff erhielten. Eine weitere Präsentation zeigt Ergebnisse einer retrospektiven Kohortenanalyse. Hier zeigt sich, dass mit zellkulturbasiertem Impfstoff geimpfte Personen weniger häufig aufgrund von respiratorischen Beschwerden stationär aufgenommen werden mussten, als die Personen, die eine eibasierte Vakzine erhielten.
Die Auswertungen zeigen, dass zellkulturbasierte Grippeimpfstoffe bei bestimmten Personen wirksamer sein können, als die Ei-Alternative. Von den in diesem Jahr zur Verfügung stehende Grippeimpfstoffen ist lediglich eine Variante zellkulturbasiert. Der Impfstoff Flucelvax Tetra von Seqirus ist ein zellkulturbasierter tetravalenter Grippeimpfstoff, der bei Kindern ab 9 Jahren angewendet werden kann.
Ein klarer Vorteil der Zell-Variante: Die Herstellung kann in kürzerem Abstand zur nächsten Grippesaison erfolgen. Anders sieht das bei eibasierten Impfstoffen aus. Hier beginnen die Hersteller zumeist 18 Monate vorher mit der Produktion. Eine komplette Grippesaison, in der die Influenzaviren mutieren können, wird ausgelassen.
Die benötigten Zellen liegen eingefroren vor. Durch das „Cell-Banking“ wird sichergestellt, dass der Start der Impfstoffproduktion jederzeit starten kann – ausreichend Kulturen stehen dauerhaft zur Verfügung. Da die Viren in Säugetierzellen wachsen, sind die Hersteller nicht auf die Eizufuhr angewiesen und können unabhängiger und flexibler produzieren.
„Influenza ist ein unglaublich variables Virus. Wenn wir neben den Daten aus randomisierten Kontrollstudien auch Daten aus der Praxis haben, können wir die Wirksamkeit von saisonalen Grippe-Impfstoffen unter unterschiedlichen Bedingungen besser verstehen,“ erläutert Dr. Joan Puig-Barberà, Forscher der Vaccines Research Area FISABIO in Valencia. „Die auf der ESWI vorgestellten Daten belegen den Wert von Real-World-Daten für saisonale Grippe-Impfstoffe, insbesondere angesichts des Umfangs der Datensätze für diese Studien.“
Wie viele Menschen jährlich in Deutschland an Grippe erkranken ist sehr unterschiedlich. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) erkranken während einer saisonalen Grippewelle zwischen zwei und 14 Millionen Menschen. Die Erkrankung beginnt dabei immer rasch. Neben Fieber und Kopfschmerzen klagen die meisten Betroffenen über Husten, Halsschmerzen und allgemeine Abgeschlagenheit.