Apothekenkammer warnt

Grippeimpfstoff: Engpass im Norden

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Berlin -

In diesem Jahr ruft die Politik mehr als in den vergangenen Jahren zur Grippeimpfung auf. Aufgrund der Corona-Pandemie sollen so viele Menschen wie möglich geimpft werden. Dabei sollen Risikogruppen weiterhin bevorzugt versorgt werden. In den nörlichen Bundesländern scheint es nicht möglich alle Personen, die sich impfen lassen wollen, zu versorgen. Der Impfstoff sei vorerst weitgehend aufgebraucht, geben Apotheken und Hausärzte an. Nachschub komme erst in einigen Wochen. Ob dieser dann ausreicht, wissen die Mediziner nicht.

Tausende Schleswig-Holsteiner können sich nach Angaben der Apothekerkammer wegen Mangels an Impfstoff derzeit nicht gegen Grippe impfen lassen. Täglich beklagten sich deshalb Patienten, sagte Frank Jaschkowski, Geschäftsführer der Apothekerkammer Schleswig-Holstein. Die Mehrheit der 630 Apotheken habe aktuell keinen Impfstoff mehr. Das treffe besonders auch Privatversicherte, da es für sie keine Einzelpackungen gibt. Der Unmut sei insgesamt groß, sagte Jaschkowski. Im November werde eine zweite Tranche erwartet. „Aber ich gehe davon aus, dass es bei weitem nicht ausreichen wird – nach meiner Einschätzung ist das im Dezember alle.“

Der Landesvorsitzende des Hausärzteverbandes bestätigte, dass die erste Impfstoff-Lieferung weitestgehend aufgebraucht sei. Seine Praxis in Leck im Kreis Nordfriesland sei seit Freitag ohne Grippeimpfstoff, sagte der Landesvorsitzende Thomas Maurer. 700 Dosen hat der Mediziner bereits verimpft. Angesichts der erwarteten Nachfragesteigerung habe seine Praxis für diese Saison die Zahl der georderten Dosen von 700 auf 1120 erhöht. „Auf die restlichen warten wir jetzt“, sagte Maurer. Ob dies ausreiche, sei offen. In diesem Jahr habe die Nachfrage sehr viel früher eingesetzt als sonst. „Vielleicht kommen zum Ende hin nicht so viele.“

Aus Sicht der Kassenärztlichen Vereinigung (KVSH) dagegen kann von einem Impfstoff-Mangel nicht die Rede sein. Die nächste Charge werde jetzt an die Großhändler geliefert und von dort an die Praxen weitergeleitet, sagte Sprecher Nikolaus Schmidt. „Bis Ende des Jahres wird alles ausgeliefert sein, was bestellt wurde.“ Insgesamt seien das 20 Prozent mehr gewesen als im vergangenen Jahr. „Der Hauptfehler besteht darin, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und einzelne Ärzteverbände im Blick auf Corona dazu aufgefordert haben, auch Menschen zu impfen, die keinen Schutz brauchen“, sagte Jaschkowski.

 

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