Grippe schützt vor Erkältungen APOTHEKE ADHOC, 16.01.2020 07:57 Uhr
Immer wieder werden die Unterschiede zwischen einer harmlosen Erkältung und der „echten“ Grippe betont. Ein Forscherteam aus Schottland beschäftigte sich nun hingegen mit den Gemeinsamkeiten und Zusammenhängen der Erkrankungen und konnte feststellen, dass eine Influenza-A-Infektion den Wirt weniger anfällig für eine nachfolgende Infektion mit Rhinoviren machen kann.
Offenbar gibt es zwischen Grippeinfektionen und Erkältungen mehr Zusammenhänge als bisher vermutet: Die Studie des University of Glasgow Centre for Virus Research konnte zeigen, dass die Interaktion zwischen Erkältungs-und Grippeviren das Auftreten von Erkältungen während einer Grippe-Hochsaison senken kann – Grund dafür sei eine adaptive Immunität. Für die Analyse wurden Daten von mehr als 44.000 Personen mit Atemwegserkrankungen aus den Jahren 2005 bis 2013 verwendet. Die Forscher prüften das vorhandene Material auf elf Gruppen von Atemwegsviren. Dabei berücksichtigten sie verschiedene Einflussfaktoren wie Geschlecht, Alter und die Krankheitsschwere.
Mithilfe von mathematischen Simulationen und Berechnungen konnten die Wissenschaftler Tendenzen für Coinfektionen feststellen. Im Zuge dessen entdeckten sie, dass eine negative Korrelation zwischen dem saisonalen Influenza-A-Virus und verschiedenen Rhinoviren existiert. Den Forschern zufolge kommt dies durch eine Konkurrenz der Viren um die empfänglichen Zellen zustande: Dies sei beispielsweise der Fall, wenn das Influenzavirus die Zerstörung der Zelloberflächen-Rezeptoren oder den Zelltod ausgelöst hat oder wenn durch die Immunreaktion nicht infizierte Nachbarzellen stärker antiviral arbeiten als sonst.
Das Team spricht von einer „vorübergehenden immunvermittelten Kreuzprotektion“, die die Virusübertragung verändern kann: Eine kürzlich erworbene Influenza-A-Infektion kann demnach das Risiko für eine spätere Infektion mit Rhinoviren senken. Diese Refraktärzeit könne zu einem signifikanten Rückgang von Erkältungen führen: Bei einer Simulation von zwei Tagen während des Höhepunktes der Influenza-Virusaktivität konnten die Erkältungen um 23 Prozent verringert werden, bei sieben Tagen sogar um 61 Prozent.
Die Ergebnisse deuten somit auf einen Zusammenhang zwischen der Influenza-Inzidenz und der Häufigkeit von rhinoviral bedingten Erkältungskrankheiten hin. Zwar hängen die Interaktionen von verschiedenen Umweltfaktoren ab, jedoch könnten die Studienergebnisse Modelle für die Krankheitsprognose verbessern und bei der Bewertung von präventiven und therapeutischen Maßnahmen relevant sein.
Im Volksmund wird häufig kein Unterschied zwischen einer harmlosen Erkältung und der richtigen Virusgrippe gemacht. Obwohl die Übertragungswege die gleichen sind, gibt es beim Krankheitsverlauf und der Entstehung gibt einige Unterschiede: Während harmlose Erkältungen von über 200 verschiedenen Viren, darunter Rhino-, Adeno- und Coronaviren, ausgelöst werden, wird die „echte“ Grippe durch Influenza-Viren ausgelöst. Die Virusgrippe beginnt im Vergleich zu einer Erkältung schlagartig. Außerdem wird sie häufig von Fieber, Schüttelfrost und starken Kopf- und Gliederschmerzen begleitet. Der für eine Erkältung typische Schnupfen und produktive Husten bleibt in der Regel aus oder ist nur schwach ausgeprägt.
Die Dauer eines grippalen Infektes beträgt in der Regel etwa sieben bis zehn Tage. Bei einer Grippe kann die Genesung mehrere Wochen andauern. Nicht auskuriert, kann es bei ihr zu schweren Folgeschäden wie einer Herzmuskel- oder Hirnhautentzündung kommen. Jedes Jahr kommt es in Deutschland zu Todesfällen durch die Grippe selbst oder Folgeerkrankungen. Schwere Krankheitsverläufe können vor allem bei den Risikogruppen auftreten. Ältere Personen, Schwangere, Kinder oder auch Menschen mit Vorerkrankungen sollten beim Verdacht auf eine Virusgrippe sofort den Arzt aufsuchen. Bei Herz- und Lungenerkrankungen gilt es ebenfalls, nicht lange abzuwarten: Durch die Vorbelastung kann der Verlauf wesentlich schlimmer ausfallen oder sich der Zustand der Vorerkrankung verschlechtern.