Die Impfsaison ist keine zwei Monate alt, schon ist Influsplit Tetra von GlaxoSmithKline (GSK) nicht mehr lieferbar. Der Vierfachimpfstoff sei ausverkauft, bestätigt der Hersteller. Aufgrund der bestehenden Rabattverträge hatte GSK weniger Vakzine für den deutschen Markt eingeplant als jetzt nachgefragt werden.
Da die Kassen den Impfstoff nicht erstatten, rechnete der Hersteller vor allem mit Privatversicherten, Selbstzahlern und Mitarbeitern von Betrieben. Der Bedarf sei anhand des Verbrauchs in der Vorjahres-Saison geplant worden, erklärt eine Sprecherin. Und obwohl in diesem Jahr Impfstoff-Dosen vernichtet hätten werden müssen, sei man von einem um mehr als die Hälfte gesteigerten Bedarf aufgegangen.
Ein entsprechender Teil der Gesamtproduktion wurde für Deutschland reserviert und ab September ausgeliefert – aber eben nicht mehr. Allerdings würden immer mehr Ärzte wollen, dass ihre Patienten den tetravalenten Grippeimpfstoff erhielten, so die Sprecherin. „Wegen dieser unerwartet großen Nachfrage ist Influsplit Tetra nun nicht mehr in Deutschland vorrätig.“
GSK hat die bestellten Mengen planmäßig hergestellt und an die Länder ausgeliefert, die den Impfstoff vorbestellt hatten, der Sprecherin zufolge etwa die USA, Brasilien, Südkorea, Belgien und Italien. Dort sei auch genügend tetravalenter Impfstoff vorhanden. Der Hersteller hat die Produktion in Dresden inzwischen fast vollständig auf den tetravalenten Impfstoff umgestellt.
In diesem Zusammenhang kritisiert die GSK-Sprecherin die seit 2011 bestehenden Rabattverträge für Impfstoffe: „Den Zuschlag erhalten die billigsten Anbieter, qualitative Versorgungsaspekte der Patienten werden nicht berücksichtigt.“ Deshalb stünden den Kassenpatienten in Deutschland im Regelfall ausschließlich trivalente Impfstoffe zur Verfügung. „Folglich hat GSK für Deutschland nur eine begrenzte Anzahl an Influsplit Tetra-Dosen kontingentiert.“
Sollte sich die Konstellation künftig ändern, sei GSK in der Lage, auch für ganz Deutschland die erforderlichen Dosen Influsplit Tetra zu produzieren und auszuliefern, betont die Sprecherin. „Eine kurzfristige Nachproduktion ist bei Impfstoffen nicht möglich, weil die Beschaffung von Rohmaterialien und die Anzucht der Grippeerreger langfristig geplant werden müssen.“ Auf dieser Basis würden bestimmte Mengen Impfstoff über mehrere Monate produziert und diese weltweit entsprechend der Vorbestellungen ausgeliefert.
Man bedauere, dass nicht mehr Patienten schon in dieser Saison von dem tetravalenten Impfstoff profitieren könnten. „Die Impfbereitschaft in der Bevölkerung könnte gesteigert werden, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen würden“, so die Sprecherin. Die Ausschreibungen schränkten außerdem die Therapiefreiheit der Ärzte ein.
Engpässe gibt es auch bei Hepatitis-A-Impfstoffen: Nachdem Novartis seine Impfstoffe zu großen Teilen an GSK verkauft hat, ging die Lizenz für Havpur zurück an den Hersteller Crucell, mit dem Novartis eine Lizenzvereinbarung abgeschlossen hatte. Der Impfstoff ist inzwischen außer Handel.
Havrix 1440 für Erwachsene von GSK ist bereits seit Ende 2014 nicht mehr lieferbar. Grund ist der Konzernsprecherin zufolge ein technisches Problem in der Produktionsstätte in Belgien. Das habe zu einer Reduktion der Herstellungskapazität für den Hepatitis-A-Bulk geführt. Der Impfstoff sei voraussichtlich bis zum ersten Quartal 2016 nicht lieferfähig. „GSK bedauert die dadurch entstehenden Impfmanagementprobleme der Ärzte und die Unannehmlichkeiten für die Patienten außerordentlich und fühlt sich verpflichtet, die vollen Herstellungskapazitäten so schnell wie möglich wiederherzustellen“, so die Sprecherin.
Als Alternative steht noch Vaqta von Sanofi Pasteur MSD zur Verfügung. Die GSK-Sprecherin verweist außerdem auf den kombinierten Hepatitis-A/B-Impfstoff Twinrix, für den der übliche Jahresbedarf zugesichert worden sei. Auch der Hepatitis-A-Impfstoff für Kinder, Havrix 720, werde weiterhin lieferbar bleiben.
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