Liraglutid, der Wirkstoff des Diabetespräparats Victoza, ist ab sofort auch als Abnehmmittel verfügbar. Unter dem Handelsnamen Saxenda soll der GLP-1-Rezeptoragonist als Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Ernährung und verstärkter körperlicher Aktivität eine Gewichtsreduktion bewirken. Dadurch soll das Risiko möglicher schwerwiegender gesundheitlicher Folgen der Erkrankung verringert werden.
Liraglutid imitiert im Körper die Wirkung des körpereigenen Glucagon-like Peptid 1 (GLP 1). Nach Angaben des Herstellers Novo Nordisk ist die antiadipöse Wirkung auf zwei Mechanismen zurückzuführen: Der Wirkstoff reduziert zum einen das Hungergefühl im Gehirn und verlangsamt die Magenentleerung, wodurch das Sättigungsgefühl länger bestehen bleibt. Da Liraglutid zudem die Produktion von Insulin steigert und die von Glukagon reduziert, wird gleichzeitig die Glukoseregulation im Körper verbessert.
Saxenda war bereits vor einem Jahr als Abnehmmittel zugelassen worden und ist seit dem 1. April verfügbar. Das Präparat soll nur Patienten mit einem Body-Mass-Index von mehr als 30 eingesetzt werden. Bei Patienten, bei denen Übergewicht zu Komplikationen führen kann – Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte oder obstruktive Schlafapnoe –, liegt die Grenze bei 27.
Das Produkt wird mittels Fertigpen einmal täglich unabhängig von den Mahlzeiten zu einer beliebigen Tageszeit subkutan injiziert, wobei die Dosis über vier Wochen sukzessive gesteigert wird. Als Erhaltungsdosis werden 3 mg pro Tag angewendet – die Hälfte der Dosis, die für antidiabetische Zwecke verwendet wird. Novo Nordisk bringt die Packung für einen Monatsbedarf zu einem Preis von 290,81 Euro auf den Markt.
In der Zulassungsstudie hatten 3700 Probanden mit leicht erhöhten Blutzuckerwerten (Prädiabetes) oder anderen Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck und erhöhten Blutfettwerten Liraglutid in der Dosierung von 3 mg erhalten oder Placebo. Im Median lagen das Körpergewicht bei 106 Kilogramm und der BMI bei 38.
Nach 56 Wochen sank das Gewicht um 8 Prozent in der Verumgruppe, verglichen mit 2,6 Prozent in der Kontrollgruppe. Der Anteil der mit Victoza behandelten Patienten, die mehr als 5 Prozent verloren, lag bei 64 Prozent. Unter Placebo waren es 27 Prozent. Die Quoten für mehr als 10 Prozent Gewichtsverlust lagen bei 33 beziehungsweise 10 Prozent.
Von den Probanden mit Prädiabetes zeigten 69 Prozent am Ende des Untersuchungszeitraums keine erhöhten Blutzuckerwerte mehr, in der Kontrollgruppe waren es 33 Prozent. Von den Teilnehmern ohne Prädiabetes entwickelten 7 Prozent unter Liraglutid erhöhte Blutzuckerwerte, in der Kontrollgruppe waren es 21 Prozent.
Laut NovoNordisk kam es in der Verumgruppe außerdem zu einer signifikanten Verbesserung der Risikofaktoren wie Bluthochdruck und der Blutwerte sowie der Lebensqualität. Aufgrund von gastrointestinalen Nebenwirkungen brachen jeweils weniger als 10 Prozent die Therapie vorzeitig ab.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und andere internationale und nationale Gesundheitsorganisationen ordnen Adipositas als Krankheit ein, die durch eine Vielzahl verschiedener Faktoren entstehen kann. Hierzu zählen unter anderem genetische Ursachen, Stoffwechselstörungen, psychologische und soziale Gründe sowie falsche Ernährung und mangelnde Bewegung. Weltweit gelten rund 600 Millionen Menschen als adipös – davon in Deutschland knapp 20 Millionen, also rund jeder vierte Erwachsene. Seit 1980 hat sich die Zahl der Menschen mit Adipositas fast verdoppelt.
Als Antidiabetikum ist Liraglutid bereits seit 2009 zugelassen. In dieser Indikation wird es in Kombination mit Metformin oder Sulfonylharnstoffen indiziert, wenn der Blutzuckerspiegel mit maximal verträglichen Dosen dieser Antidiabetika nicht angemessen kontrolliert werden kann. Auch als Dreierkombination mit einem Glitazon und Metformin oder einem Sulfonylharnstoff kann der GLP1-Inhibitor angewendet werden.
APOTHEKE ADHOC Debatte