Kinder erkranken jedes Jahr an drei bis sechs akuten Infekten der Atemwege, dieser ist zum Großteil selbstlimitierend. Eltern versuchen jedoch auf verschiedenen Wege, die Symptome zu lindern. Viel diskutiert wird seit Langem der Einsatz von homöopathischen Arzneimitteln, da Wirksamkeitsbelege fehlen. Ein Forscherteam der Cochrane Collaboration ging der Frage nach, ob Globuli einen Infekt verhindern, Symptome lindern oder eine schnellere Genesung erreichen können. Das Ergebnis ist eine Bestätigung für Kritiker der Homöopathie.
Beurteilt wurden Wirksamkeit und Sicherheit oraler homöopathischer Arzneimittel im Vergleich zu Placebo oder konventioneller Therapie, die zur Behandlung akuter Atemwegsinfekte zum Einsatz kommen. Das Team um Kate Hawke von der University of Queensland in Brisbane, Australien, durchsuchte diverse Datenbanken und Spezialregister auf Studien zur Anwendung von homöopathischen Arzneimitteln bei Atemwegsinfekten, die zwischen 1946 und März 2018 dokumentiert wurden.
Acht Studien konnten dem Auswahlkriterium der Forscher entsprechen. Einbezogen wurden doppelblinde, randomisierte Kontroll-D-Studien (RCT) oder doppelblinde Cluster-RCT bei Kindern und Jugendlichen bis 16 Jahren, die mit Globuli oder Placebo beziehungsweise konventioneller Therapie behandelt wurden. Die Studien umfassen insgesamt 1562 Probanden, die aufgrund von akuten Atemwegsinfekten behandelt wurden.
Vier Studien untersuchten die Wirksamkeit der homöopathischen Therapie. Die anderen vier Untersuchungen bezogen sich auf die Prävention. Hierzu wurde über einen Zeitraum von ein bis drei Monaten nach der Anwendung der Globuli der weitere Verlauf beobachtet. Je zwei Studien erhoben Daten einer individualisierten Therapie.
Das Ergebnis ist ernüchternd. Alle Studien zeigten nur geringe oder keine positiven Effekte der homöopathischen Arzneimittel. Dabei war es unerheblich, ob diese im Rahmen einer individualisierten Therapie verordnet oder selbst gewählt waren. Sowohl in der Behandlung als auch der Prävention von akuten Atemwegserkrankungen konnten die Forscher keinen oder nur einen geringen Nutzen ermitteln.
Das Fazit der Forscher: „Die Zusammenfassung von zwei Vorbeugungs- und zwei Behandlungsstudien ergab keinen Nutzen von homöopathischen Arzneimitteln im Vergleich zu Placebo“. Es gebe folglich keine überzeugenden Beweise, dass homöopathische Arzneimittel bei der Therapie von akuten Atemwegsinfekten wirksam sind.
Nach homöopathischen Erkenntnissen werden Monopräparate und Komplexmittel bei Atemwegsinfekten eingesetzt. Gegeben wird beispielsweise Belladonna bei Fieber. Bei Hustensymptomen versprechen Aconitum oder Nux vomica Linderung. Bei trockenem Husten raten Homöopathen zu Bryonia, Drosera oder Spongia. Ist der Husten produktiv, sollen Ipecacuanha oder Pulsatilla zur Anwendung kommen.
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