Augenerkrankungen

Glaukom: Virus-Injektion statt Augentropfen?

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Berlin -

Glaukom-Patienten müssen in vielen Fällen eine langfristige Therapie mit Augentropfen beibehalten. Eine Einmalinjektion in den Augapfel könnte in Zukunft eine neue Behandlungsoption darstellen und die Compliance vereinfachen.

Das Glaukom wird im Volksmund häufig auch als „grüner Star“ bezeichnet. Es handelt sich um eine Augenerkrankung, die meist mit einem erhöhten Augeninnendruck einhergeht: Unbehandelt drohen Sehschäden und Erblindung. Derzeit besteht die Therapie der Erkrankung in einer täglichen Anwendung von Augentropfen, die den Augeninnendruck senken sollen. Viele – vor allem ältere – Patienten haben jedoch Probleme mit der regelmäßigen Anwendung, sodass die Compliance und der Therapieerfolg häufig nicht gesichert sind.

Gentherapie per Augen-Injektion

Britische Forscher der Universität Bristol haben sich mit einer neuartigen Applikationsform zur Behandlung des Glaukoms beschäftigt: Es handelt sich dabei um eine Gentherapie, bei der einmalig die Injektion eines Virus in den Augapfel erfolgt. Das Virus infiziert die Zellen des Ziliarkörpers, in dem das Augenwasser produziert wird. Dieses ist meist für den erhöhten Augeninnendruck bei Glaukom-Patienten verantwortlich. In den Zellen des Ziliarkörpers wird die „Fracht“ des adenoassoziierten Virus abgeladen – ein CRISPR-Cas-9-Komplex – der in der DNA der Zellen das Gen für das Protein Aquaporin 1 zerstört. Diese Aquaporine sind Membranpumpen, die im Ziliarkörper an der Produktion des Augenwassers beteiligt sind.

Zunächst wurde die Behandlung an gesunden Mäusen erprobt: Nach der einmaligen Injektion konnte der Augeninnendruck um 2,9 mmHg beziehungsweise 22 Prozent gesenkt werden. Genau dieser Bereich könne den Forschern zufolge bei Glaukom-Patienten langfristig eine Erblindung verhindern.

Im Tiermodell erfolgreich

Anschließend wurde bei Mäusen künstlich ein Glaukom erzeugt und auf diese Weise behandelt: In beiden Modellen konnte durch die Gentherapie der Augeninnendruck gesenkt werden. Zudem konnte bei den an Glaukom erkrankten Mäusen auch das Absterben von Ganglienzellen in der Netzhaut verhindert werden. Schließlich untersuchten die Forscher den CRISPR-Cas-9-Komplex auch an menschlichen Zellkulturen mit Erfolg: Denn auch hier konnte das Gen für Aquaporin 1 zerstört werden. Daher sind die Forscher sich sicher, dass die Behandlung auch am Menschen wirksam wäre. Der nächste Schritt wäre eine klinische Studie, die Wirksamkeit und Sicherheit ermittelt.

Häufig bleibt ein Glaukom lange Zeit unbekannt: Weniger als die Hälfte der chronisch verlaufenden Glaukome in den westlichen Ländern sind den Betroffenen bekannt. Macht sich die Schädigung bemerkbar, ist die Erkrankung schon weit fortgeschritten. Häufig ist dann schon mehr als ein Drittel der Sehkraft verloren. Bereits entstandene Schäden lassen sich in der Regel nicht mehr rückgängig machen. Ab einem Alter von 40 Jahren ist daher die regelmäßige Kontrolle beim Augenarzt empfehlenswert: Alle drei Jahre sollte der Augeninnendruck überprüft werden. Der volkstümliche Begriff „grüner Star“ stammt von der typisch blau-grünlichen Verfärbung der Linse, die bei Fortschreiten der Erkrankung sichtbar wird.

Die Symptome sind zunächst unspezifisch: Es kann zu Kopfschmerzen und geröteten, geschwollenen und tränenden Augen kommen. Im Verlauf folgt dann oft eine Sehminderung, bei der das Gesichtsfeld bogenförmig von außen eingeengt ist. Auch der Verlust von Sehschärfe und Kontrasten sowie Lichtscheu ist möglich. Die Lichtempfindlichkeit der Sehzellen nimmt immer mehr ab: Objekte werden nicht mehr wahrgenommen, das führt zu Orientierungsproblemen. Im fortgeschrittenen Stadium sind auch Ausfälle zum zentralen Gesichtsfeld bis hin zur Blickmitte möglich.

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