Antidepressiva

Lundbeck: Nach uns die Sintflut

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Berlin -

Drei Jahre lang hat Lundbeck seinen Blockbuster Cipralex (Escitalopram) erfolgreich verteidigt. Jetzt einigte sich der dänische Pharmakonzern mit dem GKV-Spitzenverband: Ab Dezember darf das Antidepressivum in die Festbetragsgruppe mit Citalopram. Im Gegenzug darf der Hersteller Erlöse von rund 150 Millionen Euro behalten. Leidtragende sind die Generikaanbieter.

Seit Juli 2011 gehörte Escitalopram gemeinsam mit Citalopram zur Festbetragsgruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Weil Lundbeck seine Preise nicht senkte, mussten die Patienten damals hohe Aufzahlungen leisten. Der Hersteller zog gegen die Festbetragsgruppenbildung vor Gericht.

Der Hersteller kritisierte unter anderem, dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) seien Fehler bei der Bewertung der Studien unterlaufen. So wirke Escitalopram signifikant schneller als Citalopram aus derselben Festbetragsgruppe. Bei der Behandlung schwerer Depressionen sei Cipralex überlegen. Der G-BA habe zudem bei der Beurteilung der klinischen Relevanz „unzutreffende und zum Teil nicht belegte Kriterien“ verwendet.

Der G-BA hatte aufgrund fehlender Belege keine therapeutische Verbesserung gegenüber Citalopram gesehen. Da zudem die Therapiemöglichkeiten durch die Gruppenbildung nicht eingeschränkt würden und Alternativen zur Verfügung stünden, sei es gerechtfertigt, beide Wirkstoffe als pharmakologisch-therapeutisch vergleichbare Wirkstoffe in einer Festbetragsgruppe zusammenzufassen.

Im Eilverfahren setzte das Landessozialgericht Berlin-Brandenburg (LSG) jedoch den vom GKV-Spitzenverband vorgeschlagenen und vom G-BA beschlossenen Festbetrag Anfang Dezember 2011 aus. Nach summarischer Prüfung seien „beachtliche Mängel bei der Zusammenstellung des Beurteilungsmaterials feststellbar“, hieß es im Beschluss.

Das Hauptsacheverfahren zog sich drei Jahre hin, doch zu einem Urteil kam es nicht mehr. Denn vor Gericht einigten sich Lundbeck und GKV-Spitzenverband jetzt: Ab 1. Dezember gilt der Festbetrag wieder. Der G-BA-Beschluss sei damit „vollständig rehabilitiert”, argumentieren die Kassen.

Nach Angaben des GKV-Spitzenverbandes sind den Kassen jährlich Einsparungen von 50 Millionen Euro verloren gegangen – insgesamt also 150 Millionen Euro. Dass dem Vergleich trotzdem zugestimmt wurde, hat einen einfachen Grund: Escitalopram ist seit 1. Juli generisch; der gemeinsame Festbetrag mit Citalopram trifft also vor allem die Generikahersteller.

Während Cipralex in der Dosierung zu 20 Milligramm und der Packung zu 100 Stück 248,40 Euro kostet, liegen die Escitalopram-Generika bei 88,70 Euro. Auch Lundbeck liegt mit dem hauseigenen Konkurrenzprodukt nur leicht darüber.

Zum Vergleich: Für Citalopram liegt der Festbetrag für die N3-Packung in der Dosierung zu 40 Milligramm bei 53,65 Euro. Auf das deutlich niedrigere Niveau werden jetzt die Escitalopram-Anbieter – 1A/Hexal, AbZ/Ratiopharm, Actavis, Aliud/Stada, Basics, Betapharm, Glenmark, Heumann, Microlabs, Mylan, Neuraxpharm und Zentiva – abrutschen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Spirale weiter dreht. Denn die Produkte von 1A und AbZ etwa sind schon für 32,42 Euro beziehungsweise 27,32 Euro zu haben.

Laut Arzneiverordnungsreport wurde Citalopram im vergangenen Jahr 3,7 Millionen Mal verordnet, die Ausgaben der Kassen lagen bei 83 Millionen Euro. Cipralex schaffte es mit weniger als 500.000 Rezepten auf 51 Millionen Euro.

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