GLP-1-Agonist gegen Adipositas: Eine aktuelle Studie bestätigt, dass das Inkretin-Mimetikum Semaglutid zu einer Gewichtsreduktion führen kann.
Saxenda (Liraglutid, Novo Nordisk) ist bereits zur Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Ernährung und verstärkter körperlicher Aktivität zur Gewichtsregulierung auf dem Markt und kann bei Erwachsenen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von ≥ 27 kg/m² bis < 30 kg/m und adipösen Patienten mit einem BMI ≥ 30 kg/m² eingesetzt werden. Die Anfangsdosis beträgt 0,6 mg täglich und soll auf 3,0 mg gesteigert werden. Nach einer Therapiedauer von zwölf Wochen bei maximaler Dosierung ist die Behandlung zu unterbrechen, wenn die Patienten nicht mindestens 5 Prozent des Ausgangsgewichts verloren haben.
Wie Semaglutid zählt Liraglutid zu den Agonisten am GLP-1 (Glucagon-like peptide) und ist ein Antidiabetikum. Das acylierte Analogon des humanen GLP-1 bindet an den dazugehörigen Rezeptor, der somit aktiviert wird. GLP-1 ist ein Regulator des Appetits und somit der Nahrungsaufnahme. Der genaue Wirkmechanismus von Liraglutid ist bislang nicht vollständig geklärt. Tierexperimente zeigten einen Anstieg der Sättigungs- und eine Abnahme der Hungersignale. Die Gewichtsreduktion beruht auf einer Abnahme der Fettmasse – vor allem von viszeralem Fett. Eine im „Diabetes, Obesity and Metabolism“ veröffentlichte Studie zeigte einen gewichtsreduzierenden Effekt auch für Semaglutid.
Semaglutid kann sowohl bei übergewichtigen oder adipösen Personen, mit oder ohne Diabetes, zu einer Gewichtsreduktion führen und besitzt eine Halbwertszeit von etwa einer Woche. Eine randomisierte, doppelblinde Crossover-Studie über zwölf Wochen untersuchte die Wirkung von Semaglutid an 30 adipösen Probanden. Die Teilnehmer erhielten einmal wöchentlich Verum oder Placebo. Die Anfangsdosis betrug 0,25 mg für 4 Wochen, gefolgt 0,5 mg über 4 Wochen und anschließend 1,0 mg über einen Zeitraum von weiteren 4 Wochen. Bewertet wurden ad libitum Energiezufuhr, Appetit, Durst, Übelkeit und Wohlbefinden, Stoffwechselrate im Ruhezustand, Körpergewicht und Körperzusammensetzung.
Die Probanden erhielten ein standardisiertes Frühstück. Im Vergleich zu Placebo war die ad libitum Energiezufuhr in der Verumgruppe während des Mittagessens, fünf Stunden nach dem Frühstück, um 1255 kJ geringer. Auch bei den weiteren Mahlzeiten wie Abendessen und Snacks konnte sich die Abnahme der Energiezufuhr fortsetzen. Im Laufe des Tages konnten so 3036 kJ beziehungsweise 24 Prozent weniger Kalorien zugeführt werden. Probanden, die Semaglutid erhielten, hatten zudem ein gemindertes Hungergefühl, weniger Heißhunger sowie eine geringere Präferenz für fettreiche Lebensmittel. Das mittlere Körpergewicht der Teilnehmer reduzierte sich um fünf Kilogramm im Vergleich zum Startgewicht. Der Verlust an Körpermasse gehe mit der verringerten Energiezufuhr und einer besseren Kontrolle der Nahrungsaufnahme einher. Ein höherer Energieumsatz konnte nicht beobachtet werden.
Semaglutid gehört zur Gruppe der Inkretinmimetika, die blutzuckersenkende Eigenschaften haben. Insulinproduktion und -freisetzung in den Beta-Zellen werden gesteigert und die Glukagonproduktion gesenkt. In der Leber wird weniger Glukose produziert. Die besondere Strukturmodifikation macht Semaglutid gegen den Abbau durch Dipeptidylpeptidase-4 (DPP-4) resistent und verbessert die Bindung an Albumin. Diese Besonderheit führt zu einer Halbwertszeit von etwa einer Woche.
GLP-1-Analoga stimulieren die Insulinfreisetzung aus den Langerhans-Inseln und unterdrücken die Glukagon-Sekretion. Zudem verzögern sie die Magenentleerung und reduziert das Körpergewicht. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. GLP-1 wird nach dem Essen freigesetzt. Es wird im Körper jedoch schnell abgebaut.
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