Weltweit starben vor zehn Jahren etwa 800 Menschen an dem schweren akuten Respiratorischen Syndrom (SARS) – kürzlich sind mindestens zwei Menschen an einem ähnlichen Virus erkrankt. Epidemien bleiben auch in einer hochtechnisierten Welt ein gefährlicher Gegner.
Im Februar 2003 wird ein Mediziner aus der südchinesischen Provinz Guangdong nach Hongkong zum Superverbreiter der ersten weltumspannenden Epidemie. Der Erkrankte steckt vor seinem Tod insgesamt etwa ein Dutzend Menschen an, die das Virus in die Welt tragen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) errechnet später, dass etwa die Hälfte der rund 8000 weltweit registrierten SARS-Fälle auf ihn zurückgehen.
Umso aufmerksamer reagiert die weltweite Forschungsgemeinschaft, als im September dieses Jahres zwei Infektionen mit einem neuen Coronavirus bekannt werden. Ein 60-Jähriger aus Saudi-Arabien stirbt im Juni, ein 49-Jähriger aus Katar infiziert sich Anfang September. Der Erreger gehört wie das Sars-Virus zu den Coronaviren.
Generell sehen die Forscher Europa für einen neuen Ernstfall gut gerüstet. „Es gab eine massive Verstärkung der europäischen Netzwerke“, sagte Professor Dr. Stephan Günther, Leiter der Abteilung Virologie am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg.
Wie wichtig Geld für diesen Bereich sei, zeigten allein schon die wirtschaftlichen Auswirkungen einer relativ kleinen Epidemie wie SARS, sagte Professor Dr. Reinhard Burger, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI): „Die Schäden lagen nach Schätzungen der Weltbank bei 40 bis 50 Milliarden Euro.“ Der EHEC-Ausbruch 2011 habe in nur wenigen Wochen 1,6 Milliarden Euro an Exportausfällen, Handelseinbrüchen und Entschädigungen für Landwirte gekostet.
Das SARS-Virus war wahrscheinlich von Fledermäusen über verspeiste Wildtiere auf den Menschen übergegangen. Der Ausbruch 2003 war im Sommer beendet, nach einem kurzen Aufflammen einige Monate später gab es keine weiteren Fälle. Doch es folgen weitere Keime: Im Schnitt habe es in den vergangenen drei Jahrzehnten jedes Jahr einen neuen Erreger gegeben, sagte Burger. Kritisch bleibe es vor allem dort, wo Mensch und Tier eng zusammenlebten.
Prinzipiell sei der evolutionäre Wettlauf zwischen Mensch und Erreger allerdings zuungunsten der Menschheit entschieden. „Bakterien etwa haben eine Generationszeit von 20 Minuten, Menschen eine von 30 Jahren“, erläuterte Burger. Das große Glück für die Menschheit sei, dass es für Erreger keinen Sinn mache, möglichst viele Infizierte zu töten. „Wenn ein Virus alle seine Wirte umbringt, setzt es sich ja selbst ins Aus.“
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