Gerinnungshemmer

Kengrexal: Klinikkonkurrenz für Brilique

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Berlin -

The Medicines Company könnte nach dem Thrombininhibitor Angiox (Bivalirudin) und dem bei Operationen eingesetzten Blutdrucksenker Cleviprex (Clevidipin) bald ein drittes Präparat auf den deutschen Markt bringen: Die EMA hat die Zulassung für Kengrexal (Cangrelor) empfohlen. Als P2Y12-Rezeptorantagonist wäre der Wirkstoff eine Alternative zum mittlerweile generischen Clopidogrel sowie zu Efient (Prasugrel, Lilly) und Brilique (Ticagrelor, AstraZeneca). Zunächst ist allerdings nur der Einsatz in der Klinik vorgesehen.

Cangrelor ist nach intravenöser Applikation unmittelbar verfügbar und verhindert reversibel die Aktivierung und Aggregation von Thrombozyten. Damit reduziert Cangrelor thrombotische kardiovaskuläre Ereignisse bei Erwachsenen mit koronarer Herzkrankheit; zugelassen ist der Wirkstoff zunächst für den Einsatz bei perkutanen Koronarintervention (PCI). Die Patienten dürfen vorab keine oralen P2Y12-Hemmer erhalten haben. Kengrexal sollte außerdem gleichzeitig mit Acetylsalicylsäure gegeben werden.

In klinischen Studien wurde Kengrexal bei rund 25.000 Patienten mit Clopidogrel verglichen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind milde und moderate Blutungen und Atemnot. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind schwere und lebensbedrohliche Blutungen und Überempfindlichkeit.

Kengrexal ist kontraindiziert bei Patienten mit aktiven pathologischen Blutungen, erhöhtem Blutungsrisiko aufgrund beeinträchtigter Hämostase und/oder irreversiblen Blutgerinnungsstörungen oder mit einer Vorgeschichte von Schlaganfall oder intrakranieller Blutung.

Clopidogrel und Prasugrel sind Prodrugs, die den P2Y12-Rezeptor irreversibel hemmen. Wegen der Abhängigkeit vom Cytochrom P450 sprechen einige Patienten insbesondere auf die ältere Substanz an, die ausschließlich von CYP2C19 verstoffwechselt wird. Prasugrel wird zusätzlich durch CYP2C9 in seine aktive Form überführt. Ticagrelor ist ebenfalls ein direkter Hemmer mit raschem Wirkungseintritt.

Für ein weiteres Präparat von The Medicines Company sieht es ebenfalls gut aus: Orbactiv (Oritavancin) ist das erste in Einzeldosis zu verabreichende Antibiotikum zur Behandlung akuter bakterieller Haut- und Hautstrukturinfektionen (ABSSSI), die durch empfindliche designierte grampositive Bakterien verursacht werden, darunter methicillinresistenter Staphylococcus aureus (MRSA). Das Glycopeptid hemmt die bakterielle Zellwandsynthese und stört die bakterielle Membranintegrität. Das führt zu einem raschen Zelltod.

In zwei klinischen Studien wurde Orbactiv bei knapp 2000 Patienten geprüft. Zusätzlich wurde eine große Untergruppe von rund 400 Patienten mit dokumentierter MRSA-Infektion ausgewertet. Diese Studien belegen, dass Orbactiv nach einmaliger Infusion bei den primären und sekundären Endpunkten vergleichbar mit der zweimal täglich Verabreichung von Vancomycin über sieben bis zehn Tage war.

Eine gemeinsame Verabreichung von Orbactiv und Warfarin kann zu einer Wirkungsverstärkung von Warfarin führen. Dadurch kann ein erhöhtes Blutungsrisiko entstehen. Entsprechende Patienten sollten daher nur mit Orbactiv behandelt werden, wenn die Vorteile voraussichtlich überwiegen. Die häufigsten unerwünschten Reaktionen waren Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Abszesse an Extremitäten oder subkutan sowie Diarrhö.

Auch Sivextro (Tedizolid) von Cubist soll laut EMA als Antibiotikum zur Behandlung von ABSSSI, die auch als komplizierte Haut- und Weichgewebeinfektionen (cSSTI) bekannt sind, zugelassen werden. Das Oxazolidinon bindet an die ribosomale 50S-Untereinheit und hemmt die Proteinsynthese in der Bakterienzelle.

An den klinischen Studien nahmen insgesamt rund 1300 Patienten teil. Sivextro wurde mit Linezolid verglichen. Die Ergebnisse zeigten, dass eine sechstägige Therapie mit einmal täglich verabreichtem Sivextro der zehntägigen Therapie mit zweimal täglich verabreichtem Linezolid zur Behandlung von ABSSSI nicht unterlegen war.

Gastrointestinale Vorkommnisse, wei Durchfall, Übelkeit und Erbrechen wurden am häufigsten berichtet. Tedizolid wird sowohl für eine intravenöse als auch orale Verabreichung entwickelt und wird zudem für einen möglichen Einsatz bei nosokomialer Lungenentzündung geprüft.

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