Hypertonie

Gentherapie gegen Bluthochdruck dpa, 12.01.2010 13:12 Uhr

Marburg/Washington - 

Bluthochdruck und andere systemische Erkrankungen lassen sich möglicherweise in ferner Zukunft durch die Transplantation genetisch veränderter Haut dauerhaft behandeln. Bei Mäusen, die ein solches Transplantat bekamen, ließ sich der Blutdruck erfolgreich senken, berichten deutsche und US-amerikanische Wissenschaftler in den Proceedings der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS).

Die Forscher hatten in menschliche Hautzellen zwei zusätzliche Gene eingeschleust: Eines bildet das Atrial-Natriuretische Peptid (ANP), ein Hormon, das im Körper den Blutdruck senkt. Transplantierten die Forscher ein genetisch verändertes Hautstück auf Mäuse, stieg der Anteil von ANP im Blutplasma, und der Blutdruck der Versuchstiere sank. Der Blutdruck sei auch dann nicht gestiegen, wenn den Tieren sehr salzige Kost verabreicht wurde, berichten die Wissenschaftler weiter.

Dank des zweiten eingebauten Gens konnten die Forscher die Menge des ANP-Gehalts von außen steuern: Das Gen verschafft der Zelle eine Resistenz gegenüber dem Giftstoff Colchicin. Cremten die Forscher das Hauttransplantat mit Colchicin ein, überlebten nur jene Zellen, die das entgiftende Gen besitzen. Da dieses Gen immer gemeinsam mit dem ANP-Gen auftritt, reichern sich auf diese Weise die Zellen an, die ANP bilden können. Als Folge steigt der ANP-Gehalt, der Blutdruck sinkt stärker. Ein Aussetzten der Colchicin-Behandlung führt zu einem Absinken des ANP-Gehalts.

Eine Therapie mit einem genetisch veränderten Hauttransplantat würde Patienten mit Bluthochdruck die ständige Einnahme blutdrucksenkender Mittel ersparen. Anhand ihrer Ergebnisse errechneten die Wissenschaftler, dass ein Transplantat mit einer Größe von rund 200 Quadratzentimetern nötig wäre, um im Blut einen wirkungsvollen ANP-Gehalt zu erreichen. Die tatsächlich notwendige Größe müsse allerdings noch experimentell ermittelt werden, da sich die Bedingungen nicht einfach von Mäusen auf den Menschen übertragen ließen.

Für eine Anwendung beim Menschen müssten die Zusatzgene zudem noch ohne die Hilfe von Viren in die Hautzellen gebracht werden. Die Untersuchung zeige jedoch, dass es grundsätzlich möglich sei, therapeutisch wirksame Proteine mit Hilfe eines genetisch veränderten Hauttransplantats zu bilden und in den Körper zu schleusen, betonen die Forscher.