Neuraxpharm schweigt zu Qualitätsproblemen Carolin Bauer, 28.11.2013 13:07 Uhr
Rückrufe gehören zum Geschäft. Immer wieder müssen Apotheker und Großhändler ihre Warenlager durchsuchen, weil Hersteller Probleme mit ihren Produkten haben. Neuraxpharm hat seine Kunden in den vergangenen Wochen auffallend häufig über Qualitätsmängel bei den eigenen Präparaten informiert: Allein im November wurden bei drei Produkten acht Chargen zurückgerufen. Das Unternehmen sieht aber keine Veranlassung für Erklärungen.
Betroffen waren das Antipsychotikum Amisulprid in der Dosierung zu 400 Milligramm (Chargen 122249, 102296, 122151) und das Antidepressivum Amioxid in den Dosierungen 30 und 60 Milligramm (112075, 112609, 112610, 102552). Schließlich musste eine Charge des Parkinsonmittels Pergolid in der Dosierung zu 0,05 Milligramm (122347) zurückgeschickt werden.
Bei allen betroffenen Chargen gab es laut Neuraxpharm Abweichungen bei den Stabilitätsprüfungen. Bei Pergolid und bei Amioxid wurden Verunreinigungen festgestellt. Beim aktuellen Rückruf von Amisulprid wurde bei der internen Kontrolle nachgewiesen, dass sich der Wirkstoff langsamer freisetzt als vorgesehen. „Ein medizinisches Risiko besteht nach derzeitiger Einschätzung nicht“, hieß es.Mit Erklärungen hält man sich bei Neuraxpharm aber zurück. Fragen zu den Ursachen der Rückrufe will man in Langenfeld nicht beantworten. „Mir ist nicht bekannt, dass wir Produktionsprobleme haben“, sagt ein Sprecher. Auch zum aktuellen Stand in der Produktion will man sich nicht äußern.
Neuraxpharm hat sich auf die Behandlung von Krankheiten des Zentralen Nervensystems (ZNS) spezialisiert. Insgesamt werden rund 80 Wirkstoffe angeboten, entweder als einlizenzierte Produkte oder als eigene Entwicklungen.In diesem Jahr wurde mit Binko das erste Markenprodukt eingeführt. Kurz darauf wurde das Packungsdesign aber von einem Wettbewerber angegriffen und die Internetseite des neuen OTC-Produkts abgeschaltet. Hinter dem Angriff stand offenbar der Karlsruher Hersteller Dr. Willmar Schwabe, der mit Tebonin die Marktführerschaft für sich beansprucht. Mittlerweile kann Binko mit neu gestalteten Verpackungen wieder abverkauft werden.
Neuraxpharm wurde 1984 gegründet und wird heute von dem Apotheker Olaf Krause geführt. Das Unternehmen gehört seit Sommer 2010 der Familie um die Hexal-Gründer Dr. Thomas und Dr. Andreas Strüngmann, die auch hinter Aristo/Lindopharm und Sidroga/Siemens steht.