Altersforschung

Gentherapie für längeres Leben

, Uhr
Berlin -

Länger leben und dabei jung bleiben – mit diesem Wunsch beschäftigt sich Forscher seit jeher. Wissenschaftler der Universitäten Zürich und Jena haben jetzt mehrere Gene identifiziert, die das physische Altern beeinflussen. Durch die Inaktivierung nur eines dieser Gene verlängert sich die gesunde Lebensspanne der Versuchstiere – und möglicherweise auch des Menschen.

Seit Jahrzehnten wird erforscht, wie das Genom die Alterung von Zellen und Organismen beeinflusst. Die Erkenntnisse werden zahlreicher: So hatte beispielsweise eine spanische Forschergruppe vor einigen Jahren herausgefunden, wie die Aktivität des Enzymes Telomerase die Alterung von Chromosomen bremsen kann. Durch eine Gentherapie, die das „Jungbrunnen-Enzym“ in Zellen von Mäusen exprimierte, verlängerte sich die Lebensdauer der Tiere im Schnitt um 13 Prozent.

Auch die Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich suchen gemeinsam mit Kollegen der Universität Jena nach solchen Mechanismen. Vom Fadenwurm war bereits bekannt, dass etwa 1 Prozent seines Genoms die Lebensdauer beeinflussen kann. Während sich der Großteil der Forschung bislang auf das Genom dieses Organismus beschränkte, gingen die Wissenschaftler noch einen Schritt weiter und suchten in gleich drei unterschiedlichen Tierarten nach den Mechanismen der Lebensverlängerung.

Fadenwurm, Zebrafisch und Maus wurden nach sogenannten orthologen Genen durchsucht, also nach Erbinformation, die in allen Arten gleichermaßen vorkommt und somit evolutionär verwandt ist. Die Hoffnung: Sollte man tatsächlich in allen drei Arten fündig werden, könnten die Erkenntnisse auch für andere Lebewesen und letztendlich für den Menschen gelten.

Rund 40.000 Gene und ihre Aktivität analysierten die Wissenschaftler mit dem Ziel, ähnliche Aktivitätsmuster in den drei Tierarten zu finden. Dazu untersuchten sie die Organismen in verschiedenen Altersstadien. Die Genaktivität bestimmten sie mit Hilfe der mRNA-Konzentration: Bei einem hochregulierten Gen finden sich viele Kopien der Boten-RNA, wenige lassen auf ein inaktives Gen schließen.

Der Vergleich der Daten zeigte, dass nur 30 Gene in allen drei Organismen ähnliche Aktivitätsmuster zeigten und damit offensichtlich für den Alterungsprozess relevant sind. Ein Gen war für die Forscher besonders interessant: Durch gezieltes Blockieren von bcat-1, so der Name des Gens, konnte die Lebensdauer des Fadenwurmes um bis zu 25 Prozent verlängert werden.

Mehr noch: Nicht nur die Lebensspanne verlängerte sich. Die Versuchstiere zeigten außerdem weniger altersbedingte Pigmentierung und bewegte sich auch im normalerweise hohen alter noch gleichbleibend schnell. Sogar die Reproduktionsfähigkeit blieb länger erhalten – offenbar alterte der Wurm nicht nur langsamer, sondern auch gesünder.

In einer Folgestudie wollen die Forscher nun die Aktivität der entsprechenden Gene beim Menschen untersuchen und herausfinden, wie sich eine künstliche Beeinflussung der Erbinformation auf den Organismus auswirkt.

Auswirkungen auf die Lebensdauer des Menschen seien aus offensichtlichen Gründen leider nicht messbar, so die Wissenschaftler. Man wolle aber verschiedene Gesundheitsparameter wie Blutzuckerspiegel und Cholesterinwerte mit in die Untersuchungen einbeziehen. So erhofft man sich Anhaltspunkte, ob der Gesundheitsstatus der Probanden sich durch die Genmanipulation tatsächlich verbessert.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr aus Ressort
FDA bezweifelt Wirksamkeit
Orales Phenylephrin vor dem Aus?
Sachverständigenausschuss tagt
Notfalltherapie: OTC-Switch für Naloxon?

APOTHEKE ADHOC Debatte