Manchmal reagiert er hochempfindlich: Ärger und Stress können dem Magen ebenso zusetzen wie zu scharfes Essen, zu viel Alkohol oder zu viel Kaffee. Das äußert sich dann durch Beschwerden wie Übelkeit, Schmerzen im Oberbauch oder eine allgemeine flaue Befindlichkeit. Auch Verdauungsprobleme oder Durchfall treten manchmal auf. Solche Symptome können Anzeichen für eine Magenschleimhautentzündung, also für eine Gastritis, sein.
Häufig gehen Betroffene in eine Apotheke, kaufen nach Beratung ein rezeptfreies Mittel und nehmen es ein. Manchmal reicht das auch. Doch nicht immer ist eine Selbstmedikation sinnvoll. „Wenn Beschwerden länger als zwei Wochen anhalten oder sehr plötzlich auftreten, dann sollte immer ein Arzt aufgesucht werden“, rät ABDA-Sprecherin Dr. Ursula Sellerberg. Dann ist es wichtig, die genaue Ursache zu finden.
Mediziner erkundigen sich dafür nach dem Ernährungsverhalten und nach den Lebensumständen. Aus den Antworten sowie dem Ergebnis einer Ultraschall-Untersuchung des Oberbauchs lassen sich oft schon erste Rückschlüsse über die Ursache ziehen. „Um bei der Diagnose aber auf Nummer sicher zu gehen, wird eine Magenspiegelung gemacht“, erläutert Professor Dr. Matthias Ebert von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und Direktor der II. Medizinischen Klinik an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
Bei der Magenspiegelung schiebt der Arzt dem Patienten einen dünnen Schlauch mit eingebauter Kamera durch die Speiseröhre bis in den Magen. Dort wird tagtäglich das, was man gegessen und getrunken hat, weiter zersetzt. Dafür sorgt die aggressive Magensäure. Damit das Organ an sich durch die Säure keinen Schaden nimmt, produzieren Magenzellen eine zähe Flüssigkeit, die die Magenschleimhaut schützt. Kommen diese Abläufe im Magen aus der Balance, kann das die Schleimschicht schädigen. Dann attackiert die Säure die Magenschleimhaut. Der Arzt sucht nun über die Kamera nach auffälligen Stellen im Magen des Patienten und entnimmt ihnen kleine Gewebeproben. Später wird im Labor untersucht, ob der Verdacht einer Gastritis sich bestätigt oder nicht.
„Grundsätzlich wird zwischen einer akuten und einer chronischen Magenschleimhautentzündung unterschieden“, erläutert Ebert. Die akute Art der Erkrankung wird zum Beispiel durch Alkohol oder bestimmte Medikamente ausgelöst und dauert oft nur kurz. Wenn der Patient sich an die empfohlene Schonkost hält, nach Absprache mit dem Arzt das Arzneimittel, das die Magenschleimhaut möglicherweise reizt, weglässt und eventuell einen Säurehemmer einnimmt, ist er in der Regel nach ein paar Tagen wieder komplett ohne Beschwerden.
Anders ist es bei der chronischen Gastritis. Anfangs zeigen sich keinerlei Symptome, die Erkrankung entwickelt sich schleichend. Warnsignale können neben Schmerzen im Oberbauch Blähungen, Mundgeruch und ein Völlegefühl sein. Unterschieden wird bei einer chronischen Gastritis zwischen Typ A, Typ B und Typ C. „Am häufigsten ist eine Gastritis vom Typ B“, erläutert Ebert. Ausgelöst wird sie durch den Magenkeim Helicobacter pylori. Schätzungen zufolge hat sich dieser Keim bei jedem drittem Deutschen im Magen eingenistet – unklar ist allerdings, wie genau er dorthin gelangt ist.
Oft bereitet das Bakterium keinerlei Probleme oder Schädigungen. Es kann aber auch sein, dass es den Abwehrmechanismus des Magens schwächt und die Magenschleimhaut infiziert. „Unbehandelt kann dies zu Magengeschwüren bis hin zu Magenkrebs führen“, erklärt der Mediziner und Heilpraktiker Thomas Sokollik aus Kreuztal (NRW). Therapieren lässt sich der Magenkeim häufig mit Antibiotika, die über einen Zeitraum von im Schnitt ein bis zwei Wochen eingenommen werden.
Weitaus seltener ist die Gastritis-Form vom Typ A. Dabei handelt es sich um einen Immundefekt mit der Folge, dass Antikörper die Magenschleimhaut angreifen. „Je nach Fall können Medikamente verabreicht werden, die die Wirkung der Magensäure eindämmen“, erläutert Ebert. So kann die Entzündung der Magenschleimhaut heilen.
Eine Gastritis vom Typ C geht häufig auf eine chemische Entzündung zurück, die etwa durch Schmerzmittel ausgelöst wird. Diejenigen, die häufiger solche Präparate nehmen, sollten dies mit ihrem Arzt besprechen. Wenn die Beschwerden auf ein Schmerzmittel zurückzuführen sind, sollte immer ein Säurehemmer zusätzlich verordnet werden. „Gegebenenfalls kann in Erwägung gezogen werden, auf Naturheilverfahren umzustellen“, sagt Sokollik.
„Betroffene mit fortgeschrittenen Veränderungen in der Magenschleimhaut sollten regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen gehen, da sie unter Umständen ein erhöhtes Risiko für Magenkrebs haben“, empfiehlt Ebert. Je eher Tumore entdeckt werden, desto größer sind die Heilungschancen. Wer zu Problemen mit dem Magen neigt, kann vorbeugend einiges tun. Dazu gehört laut Sellerberg: „Weniger Stress, eine möglichst fettarme Kost sowie mehrere kleine Mahlzeiten am Tag als wenige große.“
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