Ganzvirusimpfstoff: Option für Impfskeptiker Patrick Pehl, 14.07.2022 10:42 Uhr
Die Verwendung eines inaktiven Ganzvirusimpfstoffs könnte 19 Prozent der ungeimpften Deutschen zu einer Immunisierung bewegen. Das ergab eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Ipsos im Auftrag des Herstellers Valneva unter 1000 Personen.
Die Impfkampagne stagniert, doch das liegt nicht nur an der Gruppe der Impfverweigerer. Viele Menschen haben auch Vorbehalte gegen die mRNA-Technologie – und sie könnten etwa mit dem inaktivierten Ganzvirusimpfstoff von Valneva erreicht werden. Nichtsdestotrotz will die EU-Kommission den Vertrag mit dem Hersteller kündigen, weil die Zulassung für dessen Impfstoff – wegen immer neuer Nachfragen der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) – zu lange auf sich warten ließ.
Valneva-CEO Thomas Lingelbach ist überzeugt, dass der Impfstoff noch einen wichtigen Beitrag zur Impfkampagne leisten kann. Um das zu belegen, hat sein Unternehmen schon im April das Interesse der Bevölkerung abfragen lassen. Ergebnis: Die Aufnahme eines Totimpfstoffs in eine jährliche Impfkampagne gegen Covid-19 könnte 19 Prozent der zögerlichen Personen doch noch umstimmen.
Totimpfstoff als Alternative
Konkret wurden die Teilnehmer:innen gefragt, ob sie sich impfen lassen würden, wenn eine jährliche Impfung empfohlen würde. Mit den derzeit verfügbaren Impfstoffen würden 67 Prozent der Befragten ein solches regelmäßiges Impfangebot wahrnehmen, aber 71 Prozent, wenn außerdem ein Impfstoff mit abgeschwächten Viren verfügbar wäre.
Auffällig dabei: 23 Prozent derjenigen, die sich bislang nicht impfen ließen, haben sich bereits mit dem Valneva-Impfstoff beschäftigt. Doch auch 8 Prozent der Menschen mit Impfung haben bereits Informationen zu dem Impfstoff erhalten.
EU-Kommission und Mitgliedstaaten haben noch keine Entscheidung getroffen. Man befinde sich im Gespräch mit dem Hersteller, um zu sehen, ob eine Lösung möglich sei, so eine Sprecherin. „Es ist wichtig, genügend Zeit einzuplanen, um zu sehen, ob eine Lösung gefunden werden kann. Die Entscheidung darüber, welche Impfstoffe in Impfkampagnen verwendet werden, liegt letztendlich bei den Mitgliedstaaten.“
Drei Viertel wollen Impfstoff wählen
Die Ipsos-Studie zeigt, dass 75 Prozent der befragten Deutschen gerne die Möglichkeit hätten, den Impfstoff, der ihnen verabreicht wird, selbst zu wählen. Zwei Drittel der Befragten sind überzeugt, eine Impfung sei das wirksamste Mittel gegen die Corona-Pandemie. Die Deutschen lassen sich vor allem zum Schutz impfen: Dabei sagten etwa drei von vier Befragten, dass sie sich zum Schutz ihrer Angehörigen oder sich selbst impfen ließen. Fast 60 Prozent der Befragten gaben aber auch an, sich für den Erhalt ihres Impfpasses ein Vakzin verabreichen lassen.
Im April befragten die Forscher 1000 Deutsche im Alter von 18 bis 75 Jahren. Die Befragten sind repräsentativ für die gesamte deutsche Bevölkerung, wie Ipsos mitteilte. Die Daten der Befragten wurden mithilfe eines Online-Fragebogens vor dem Hintergrund einer Lockerung der mit der Pandemie verbundenen Einschränkungen – etwa der 3G-Regel und der Pflicht zum Tragen eines Mundschutzes – erhoben.