Retard-Arzneimittel

Galenik beeinflusst Interaktionsprofil APOTHEKE ADHOC, 17.08.2010 15:13 Uhr

Berlin - 

Die Austauschbarkeit unterschiedlicher Arzneiformen ist umstritten. Dass auch Retardpräparate ihren Wirkstoff unterschiedlich schnell freisetzen können, zeigt eine Untersuchung des Herstellers Mundipharma. Das Unternehmen hatte vom Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) prüfen lassen, inwieweit Alkohol die Abgabe von Hydromorphon aus Palladon beeinflusst.

Bei dem in-vitro-Versuch war das Freisetzungsverhalten von Palladon mit dem der generischen Varianten von AWD und Winthrop verglichen worden. Während Mundipharma Pellets mit dem Wirkstoff produziert, die dann verkapselt werden, stellen die Generikafirmen Tabletten her, die die Substanz verzögert abgeben. Alle untersuchten Arzneiformen enthielten Hydromorphon in einer Stärke von acht Milligramm.

Das Ergebnis: Je höher die Konzentration des Alkohols, desto schneller die Abgabe des Wirkstoffs aus den generischen Retardtabletten. Während im alkoholfreien Medium die abgegebene Wirkstoffmenge nach zwei Stunden bei 20 Prozent lag, war sie unter 12 Prozent Alkohol mehr als doppelt so hoch. Dagegen wurde Hydromorphon aus Palladon-Kapseln erst bei Ethanolkonzentrationen von mehr als 36 Prozent beschleunigt abgegeben.

Dass Alkohol einen Einfluss auf das Freisetzungsverhalten von Retardformulierungen haben kann, ist nicht neu. Ob und in welchem Ausmaß Wirkstoffe schneller aus der Arzneiform gelöst werden, wenn Alkohol im Spiel ist, hängt zum Beispiel vom verwendeten Überzugsmaterial oder der Art der Retardierung ab. Werden Wirkstoffe schneller aus der Arzneiform gelöst, droht Dose Dumping, eine Überdosierung durch plötzliche Freigabe des Wirkstoffs.