Abwehrpeptide

Froschgift gegen Influenzaviren

, Uhr
Berlin -

Die Suche nach antiviralen Arzneistoffen kann an ungeahnten Orten enden. Forscher fanden im Schleim eines südindischen Frosches ein Abwehrgift, das Influenzaviren abtöten kann. Auch wenn der Weg zu einem Medikament noch lang ist, hat das Froschpeptid großes Potential. Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse im Fachjournal „Immunity“.

Der Pilzfrosch Hydrophylax bahuvistara ist im indischen Bundesstaat Kerala beheimatet und erst seit etwa zwei Jahren bekannt. Die etwa tennisballgroße Spezies hat einen breiten Kopf, sind die Beine im rechten Winkel gefaltet, berühren sich die Fersen. Für die Forscher ist jedoch das Sekret interessanter, dass der Frosch in den Drüsen der Haut bildet – ein Abwehrgift, das sich auch der Mensch zu Nutzen machen kann.

Die Wissenschaftler benannten die Substanz aus dem Hautschleim nach einem flexiblem Schwert der indischen Kampfkunst, dessen Klinge wie eine Peitsche zuschlägt. Die Waffe stammt aus der Region, in der auch der Frosch beheimatet ist. So wurde aus Urumi – Urumin. Im Mausversuch war das Peptid gegen Influenza-Viren wirksam.

Verschiedene Frösche produzieren abhängig vom Lebensraum unterschiedliche Peptide. Die Entdeckung von Urumin beschreiben die Forscher als Zufall. Insgesamt untersuchten die amerikanischen und indischen Wissenschaftler um David Holthausen vom Rajiv Gandhi Center for Biotechnology 32 Peptide, von denen vier sich gegen Influenzaviren als wirksam erwiesen. Von ihnen zeigten sich jedoch drei toxisch gegen menschliche Blutzellen. Einzig Urumin war harmlos für humane Zellen, jedoch toxisch auf die Influenzaviren.

Das Peptid wirkt spezifisch auf H1-Hämagglutinin-Influenza-A-Stämme, zu denen auch der im Jahr 2009 pandemische Stamm H1N1/09 gehört. Urumin verhindert einerseits das Eindringen der Viren in die Zellen und inaktiviert auf der anderen Seite die Grippeviren. Vermutlich bindet der Froschschleimbestandteil das virale Oberflächenprotein und neutralisiert so H1-tragende menschliche Influenza-A-Stämme. Die Substanz war auch gegen medikamentenresistente H1-Grippeviren wirksam. Im Mausversuch konnten die mit Urumin geimpften Tiere vor der Erkrankung geschützt werden.

Urumin ist dennoch weit davon entfernt, als Arzneimittel gegen Grippeviren zum Einsatz zu kommen. Es sind noch viele weitere Tests und Studien notwendig, bislang wurde die Wirkung nur im versuch an Mäusen bestätigt.

Frösche und Kröten halten für die Wissenschaftler ein großes Reservoir an Peptiden bereit, die als Abwehrgifte dienen. Die Substanzen gehören zur natürlichen Immunabwehr. Zudem können die Peptide leicht isoliert und der Frosch für deren Bildung gut angeregt werden. Die Forscher können nicht-invasive und für die Tiere nicht schädliche Methoden anwenden. Die unterschiedlichen Peptide haben sich bereits gegen Viren, Bakterien oder Pilze als wirksam erwiesen und können somit Ansätze neuer Behandlungsmethoden sein.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Hormonhaushalt im Gleichgewicht
Eisbaden: Gesundheits-Booster für Frauen
Novo Nordisk veröffentlicht Studienergebnisse
CagriSema: Enttäuschende Ergebnisse für Ozempic-Nachfolger
Mehr aus Ressort
Pankreatitis als Nebenwirkung
Mounjaro: Tod nach Abnehmspritze
Produktion wird eingestellt
Aus für Fumaderm

APOTHEKE ADHOC Debatte