Freiwahlprodukte

Apotheken holen Schlankheitsmittel zurück Patrick Hollstein, 25.02.2015 12:37 Uhr

Berlin - 

Bekannt aus der Apotheke oder exklusiv aus der Apotheke? Bei Freiwahlprodukten macht die Nuance den Unterschied. Zahlreiche Marken sind aus der Offizin abgewandert, der Graumarkt sei schuld, sagen die Hersteller. Auch Schlankheitsmittel gehören längst zum Standardsortiment von dm, Rossmann & Co. Allerdings konnten die Apotheken zuletzt Marktanteile zurückgewinnen.

Nach Angaben von IMS Health werden pro Jahr Schlankheitsmittel und Produkte zur Gewichtsabnahme im Wert von knapp 140 Millionen Euro verkauft. Nach Wert wächst der Markt, allerdings war die Zahl der verkauften Packungen mit 16,5 Millionen Einheiten zuletzt rückläufig.

Nach Umsatz entfielen zuletzt rund 73 Prozent des Marktes auf die Apotheken und 20 Prozent auf die Drogeriemärkte, nach Packungen haben dagegen dm & Co. die Nase vorn (47 vs. 33 Prozent). Dabei konnten die Apotheken den ungeliebten Konkurrenten in den vergangenen Jahren Terrain abgewinnen: 2011 lag der Marktanteil der Apotheken noch bei 69 Prozent nach Umsatz und bei 28 Prozent nach Absatz, der der Drogeriemärkte bei 25 beziehungsweise 52 Prozent.

Allerdings gilt es als so gut wie sicher, dass von der Entwicklung vor allem die Versandapotheken profitieren. Denn das Geschäft mit den teilweise hochpreisigen Abnehmmitteln läuft über den Preis. Auch die Fachmärkte konnte ihren Marktanteil ausbauen: von 4,5 auf 6 Prozent nach Umsatz und von 17 auf 18,5 Prozent nach Absatz. Kleinere Lebensmitteleinzelhändler spielen eine untergeordnete, Discounter so gut wie gar keine Rolle.

Betrachtet man die Subkategorien, ergibt sich ein differenziertes Bild: Bei Schlankheitsmitteln wie Almased, Yokebe und Apoday Slim haben die Drogeriemärkte laut IMS von 30 auf 20 Prozent nach Umsatz und von 55 auf 44 Prozent nach Absatz verloren. Entsprechend konnten die Apotheken von 66 auf 73 beziehungsweise von 27 auf 35 Prozent zulegen. Auch die Verbrauchermärkte konnten ihren Marktanteil von 4 auf 7 beziehungsweise von 17 auf 19 Prozent ausbauen.

Dafür legten die Drogeriemärkte bei Produkten zur Gewichtsabnahme wie Formoline und XLS Medical zu: von 17 auf 19 Prozent nach Umsatz beziehungsweise von 47 auf 52 Prozent nach Absatz. Die Apotheken verloren parallel von 76 auf 73 beziehungsweise von 30 auf 26 Prozent. Die Verbrauchermärkte lagen annähernd stabil bei knapp 5 beziehungsweise 16 Prozent. In diesem Bereich sind auch die Discounter aktiv: Ihr Marktanteil liegt bei 3 Prozent nach Umsatz und 5 Prozent nach Absatz.

Betrachtet man nur den Apothekenmarkt, liegt Almased – auf Grundlage der Großhandelseinkäufe – mit einem Marktanteil von etwas unter 50 nach wie vor unangefochten auf Platz 1. Allerdings hat der Platzhirsch in den vergangenen Jahren Federn lassen müssen: 2012 kam das Proteinpulver noch auf knapp 70 Prozent. Nicht berücksichtigt ist dabei das Direktgeschäft, das im Gesamtmarkt schätzungsweise ein Drittel ausmacht. Weil kleinere Anbieter ihre Produkte ausschließlich über den Großhandel vertreiben, könnte der Marktanteil von Almased insgesamt also etwas höher liegen.

Vor zwei Jahren hatte Rossmann behauptet, 60 Prozent des Almased-Absatzes würden mittlerweile in den Drogeriemärkten gemacht. Firmenchef André Trouillé hatte erwidert, der Anteil der Drogeriemärkte am Umsatz werde „eher als unbedeutend“ eingeschätzt.

In den Apotheken hat dem niedersächsischen Hersteller vor allem der Konkurrent Naturwohl mit seinem 2010 eingeführten Produkt Yokebe Geschäft streitig gemacht. Mittlerweile kommt die Aktivkost, die etwas preiswerter als Almased ist und auch vom Hersteller direkt vertrieben wird, in der Offizin auf einen Marktanteil von rund 20 Prozent.

Der Münchener Hersteller hat sich den erfolgreichen „Angriff auf die Nummer 1“ teuer erkauft: Nach Nielsen lagen die Brutto-Werbeausgaben für das Produkt 2013 mit 20 Millionen Euro genauso hoch wie die Erlöse auf Basis der Verkaufspreise. Rentiert haben kann sich das Geschäft trotzdem, denn Naturwohl hat eine Media-for-Revenue-Partnerschaft mit ProSieben Sat.1, muss also für die Sendeplätze nur eine Umsatzbeteiligung zahlen.

Andere große Anbieter in der Apotheken sind Certmedica mit Formoline L112 (15 Prozent) sowie XLS Medical (Omega sowie Reimporte) und Orlistat Hexal mit jeweils rund 5 Prozent. Im Januar – dem eigentlich stärksten Monat, der in diesem Jahr allerdings sehr schwach ausgefallen ist – konnten die Holzkirchener deutlich zulegen und ihren Anteil zumindest im Großhandel auf knapp 9 Prozent ausbauen. Auch Naturwohl konnte mit einer Erweiterung bei Yokebe seinen Marktanteil auf 24 Prozent erhöhen.

Kleinere Produkte in der Apotheke sind Orlistat Ratiopharm, Biofax (Strathmann), Slim Fast (Allpharm), Xenical (Roche), Xlim (Biomo), Multan (Weber & Weber) und Bionorm (Pharmarissano). Alli (GlaxoSmithKline) ist seit Herbst defekt.

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