Notfallkontrazeptiva

Frauen greifen öfter zur „Pille danach“

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Berlin -

Geht bei der Verhütung etwas schief, greifen viele Frauen zur „Pille danach“. Seit 2015 braucht man dafür kein Rezept mehr. Die Zahlen der verkauften Präparate steigen seitdem.

 

Apotheken geben immer häufiger die „Pille danach“ an Frauen ab. So wurde das Notfallverhütungsmittel im vergangenen Jahr 808.000 Mal verkauft, wie die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf Zahlen der ABDA berichtet. Das entspreche einem Plus von 6,7 Prozent im Vergleich zu 2016 (757.000 Fälle).

Mädchen und Frauen bekommen seit Mitte März 2015 die „Pille danach“ nicht mehr nur auf Rezept und nach einem Beratungsgespräch mit einem Arzt, sondern können sie rezeptfrei direkt in Apotheken kaufen. Im Vergleich zu 2014, dem letzten Jahr vor der Abschaffung der Verschreibungspflicht, hätten sich die Abgaben um 70,1 Prozent erhöht, hieß es in dem „Bild“-Bericht weiter. Damals sei das Mittel 475.000 Mal von Ärzten verordnet worden. 2017 sei es nur in 76.000 Fällen von Ärzten verschrieben und ansonsten ohne Rezept abgegeben worden.

Kritiker hatten vor Abschaffung der Rezeptpflicht vor einem sorglosen Umgang mit dem Medikament gewarnt. Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, sagte hingegen vor wenigen Monaten der „Neuen Apotheken Illustrierten“: „Einen Missbrauch der ‚Pille danach‘ – der anfangs immer wieder thematisiert wurde – haben wir aber nicht beobachtet. Im Gegenteil: Die meisten Frauen gehen sehr verantwortungsbewusst mit dem Thema Verhütung um.“

Dem Berufsverband der Frauenärzte (BVF) ist der OTC-Switch dagegen ein Dorn im Auge, Den Apothekern wurde wiederholt vorgeworfen, schlecht zu beraten. Der BVF wirbt für die Abgabe der Notfallkontrazeptiva auf Rezept und setzt auf die Ersparnis für junge Frauen. In der Apotheken müssen laut BVF je nach Präparat 15 bis 35 Euro aus eigener Tasche bezahlt werden. Wer ein Rezept vom Arzt bekommt, zahlt jedoch bis zum 18. Geburtstag keinen Cent für die Notfallverhütung, bis zum 20. Geburtstag fällt nur eine Zuzahlung von 5 Euro an.

Aber auch älteren Frauen wird zu einem Arztbesuch geraten. Denn dieser biete „viele weitere Vorteile gegenüber der Apotheke“. So könnten die Frauen beispielsweise auf Anzeichen einer Infektion nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr untersucht werden. Wer die Pille danach ohne Rezept gekauft hat, darf nicht auf das nachträgliche Verordnen durch den Arzt hoffen. Denn laut § 8 Arzneimittelrichtlinie darf der Arzt nur ein Rezept ausstellen, wenn er sich vom Zustand des Patienten überzeugt hat, was im Nachhinein schwierig sein dürfte.

Die „Pille danach“ ist eine Notfallverhütung. Sie kann nach dem Sex eingenommen werden, wenn bei der Verhütung etwas schief gegangen ist. Also wenn beispielsweise das Kondom gerissen ist, die Pille vergessen wurde oder es zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr kam. Sie wirkt umso sicherer, je früher sie nach dem Sex eingenommen wird.

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