Nutzen-Risiko-Bewertung

Fosfomycin: EMA empfiehlt neue Dosierungen

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Berlin -

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat den Wirkstoff Fosfomycin sowohl oral wie auch intravenös auf Nutzen und Risiken geprüft: Für die intravenöse Darreichungsform schlägt der CHMP einige Änderungen vor. Die endgültige Entscheidung obliegt der EU-Kommission.

Bisher gibt es zahlreiche Unterschiede bei den europäischen Zulassungen fosfomycinhaltiger Arzneimittel: Sowohl in Bezug auf die Anwendungsgebiete wie auch auf die Dosierungsempfehlungen gibt es keine einheitlichen Angaben. Das soll sich nun ändern: Der CHMP hat sich seit Dezember 2018 mit der Überprüfung der Nutzen und Risiken von Fosfomycin beschäftigt. Dabei wurden alle verfügbaren wissenschaftlichen Daten einbezogen. Ziel ist die Vereinheitlichung der Zulassungen.

Änderungen bei intravenöser Anwendung empfohlen

Im Zuge der Überprüfungen wurde Fosfomycin sowohl in oraler wie auch in intravenöser Darreichungsform begutachtet. Für die orale Anwendung ist Fosfomycin in Deutschland als Granulat für eine Einmalgabe mit 3 g von einigen Herstellern zugelassen. Diese Form der Anwendung bleibt unverändert: Sie wird weiterhin bei akuten unkomplizierten Harnwegsinfektionen durch Fosfomycin-empfindliche Erreger bei Mädchen ab dem zwölften Lebensjahr und Frauen eingesetzt.

Intravenös kommt Fosfomycin jedoch auch immer häufiger bei schwerwiegenden Infektionen zum Einsatz. Der CHMP sieht die intravenöse Gabe als Therapieoption für schwere bis lebensbedrohliche Infektionen an, wenn die Anwendung von Standardantibiotika als nicht angemessen gilt. Die Anwendungsgebiete wurden daher überarbeitet: Einige klinisch nicht mehr relevante Indikationen wurden gestrichen – darunter oto-, rhino- oder laryngologische Infektionen. Dafür wurden andere Indikationen medizinisch anders definiert oder zusammengefasst.

Neue Indikationen und Dosierungen für Fosfomycin

Grundsätzlich soll der Wirkstoff in Kombination mit anderen Antibiotika eingesetzt werden, bei bestimmten Fällen – wie komplizierten Harnwegsinfektionen – darf er jedoch auch als Monotherapie verabreicht werden. In Deutschland ist Fosfomycin in intravenöser Darreichungsform nur unter dem Namen Infektofos von Infectopharm erhältlich.

Fosfomycin darf intravenös in allen Altersgruppen sowohl in der empirischen als auch in der gezielten Therapie bei den folgenden klinisch etablierten Indikationen eingesetzt werden:

  • komplizierte Harnwegsinfektionen
  • Knochen- und Gelenksinfektionen
  • infektive Endokarditis
  • Krankenhaus-erworbene Pneumonie, einschließlich der Beatmungs-assoziierten Pneumonie
  • komplizierte Haut- und Weichteilinfektionen
  • bakterielle Meningitis
  • komplizierte intra-abdominelle Infektionen
  • Bakteriämie, die in Verbindung mit oder vermutet in Verbindung mit den obigen Infektionen steht

Neben den Indikationen wurden auch die Dosierungen betrachtet und neu bewertet: Die Minimaldosis von intravenösem Fosfomycin wurde auf 12 g pro Tag erhöht, die Maximaldosis auf 24 g pro Tag, aufgeteilt in zwei bis drei Einzelgaben. In der Indikation bakterielle Menigitis beträgt die Dosierung sogar 16 bis 24 g pro Tag, aufgeteilt auf drei bis vier Einzelgaben.

 

Diese Dosiserweiterung ermöglicht das international bereits etablierte Dosierungsschema von 8 g alle acht Stunden, welches vom European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing (EUCAST) bei schweren und lebensbedrohlichen Infektionen empfohlen wird. Es kommt sowohl bei tiefen Infektionsorten und minderempfindlichen Erregern einschließlich multiresistenter Spezies zum Einsatz. In Deutschland wird neben dieser Empfehlung auch die hierzulande etablierte Standard-Dosierung von 5 g alle acht Stunden weiterhin unterstützt.

Weitere Anpassungen empfohlen

Ist die Nierenfunktion einschränkt, muss die Dosis in Abhängigkeit von der Kreatinin-Clearance angepasst werden: Dazu wird sie prozentual anhand der Zieldosis berechnet, die ein nierengesunder Erwachsener bekommen würde. Auch für Kinder wurden die Dosierungen neu berechnet und altersadaptiert neu geordnet. Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Fosfomycin zählen Hypernatriämie und Hypokaliämie, Übelkeit, Brechreiz und Durchfall, sowie Magendrücken und Hautausschläge.

Unabhängig von den Anpassungen bewertet der CHMP das Sicherheitsprofil von intravenösem Fosfomycin als gut. Die Stellungnahme des CHMP wird nun an die EU-Kommission weitergeleitet. Dieser obliegt die endgültige und rechtsverbindliche Entscheidung. Werden die Änderungsempfehlungen übernommen, werden diese bei den Packmitteln und Fachinformationen schnellstmöglich umgesetzt.

 

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