Forxiga/Xigduo: Phase-IV-Studie überzeugt G-BA nicht Nadine Tröbitscher, 22.06.2018 13:44 Uhr
Mit der eigens angefertigten DapaZu-Studie zu Dapagliflozin kann AstraZeneca auch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) nicht überzeugen. Aus methodischen Gründen wurden die Ergebnisse abgelehnt, dabei hatte der Konzern die Vorgaben berücksichtigt. Dem Antidiabetikum Forxiga und der unter dem Namen Xigduo vertriebenen Kombination mit Metformin bleibt erneut der Zusatznutzen verwehrt.
„Wir sind von der Entscheidung des G-BA außerordentlich enttäuscht“, sagt Dr. Julia Büchner, Vice President Pricing & Market Access. „Dass der G-BA die DapaZu-Studiendaten nun nicht berücksichtigt, ist für uns nicht nachvollziehbar.“ Dabei hatte AstraZeneca die Studie nach den Vorgaben des G-BA geplant und durchgeführt, DapaZu wurde eigens für die neue Nutzenbewertung aufgesetzt. Doch nachdem der Wirkstoff schon in der Erstbewertung durchfiel, gab es auch beim zweiten Anlauf keinen Zusatznutzen. Der G-BA folgt der Bewertung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG).
Die DapaZu-Studie untersuchte Dapagliflozin als Add-on-Therapie mit Metformin im direkten Vergleich mit Glimepirid. Der Sulfonylharnstoff wurde vom G-BA als zweckmäßige Vergleichstherapie festgelegt. Insgesamt wurden die Daten von 939 Patienten mit Diabetes Typ 2 analysiert, die eine mittlere Erkrankungsdauer von etwa sieben Jahren und mittleren HbA1c von 8,3 Prozent hatten. Die Ergebnisse zeigen, dass Dapagliflozin als Add-on zu Metformin zu einer signifikanten Vermeidung von Hypoglykämien und zu einer vergleichbar starken Blutzuckersenkung wie Glimepirid führt. Hypoglykämien waren unter der Sulfonylharnstoff-Therapie signifikant häufiger und traten zudem wiederkehrend auf.
Der G-BA lehnt die Studiendaten jedoch ab: Die Ergebnisse zu Hypoglykämien seien „aufgrund der Titration des Sulfonylharnstoffs Glimepirid im Vergleichsarm und der daraus resultierenden nicht vergleichbaren HbA1c-Senkung in den Behandlungsarmen im Zeitverlauf der Studie“ nicht valide interpretierbar. AstraZeneca wehrt sich: „Diese Analysen zeigen eindeutig, dass Hypoglykämien unter Glimepirid unabhängig von der Dosierung und bereits bei niedrigen Dosierungen auftreten.“
Die Daten aus DapaZu und der Zulassungsstudie würden belegen, dass Dapagliflozin dem Sulfonylharnstoff in puncto Hypoglykämievermeidung und Vermeidung der Gewichtszunahme überlegen sei. Für AstraZeneca ist die Bewertung des G-BA ein „Rückschlag für das Engagement im AMNOG-Prozess und den Forschungsstandort Deutschland“. Auch die Vier-Jahres-Langzeitdaten der Zulassungsstudie wurden vom G-BA nicht in die Bewertung einbezogen.
AstraZeneca geht nun ohne einen vom G-BA bestätigten Zusatznutzen in die Preisverhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband. Zwar seien die Rahmenbedingungen eine große Herausforderung, dennoch sei man einer Einigung interessiert. Die negativen Beurteilungen des G-BA haben in den vergangenen Jahren vielen neuen Diabtesmedikamenten die Markteinführung erschwert. Jedes zweite wurde wieder vom Markt genommen, schreibt AstraZeneca. Mit Dapagliflozin wurden seit der Markteinführung vor fünf Jahren mehr als 500.000 Typ-2-Diabetiker behandelt.
Dapagliflozin ist für die einmal tägliche Einnahme zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes indiziert. Der Wirkstoff wird als Monotherapie bei Patienten eingesetzt, die Metformin nicht vertragen und den Blutzucker mit Diät und Bewegung nicht ausreichend kontrollieren können. Zudem wird er als Add-on-Kombinationstherapie mit anderen blutzuckersenkenden Arzneimitteln – einschließlich Insulin – eingesetzt, wenn der Blutzucker zusammen mit einer Diät und Bewegung nicht ausreichend kontrolliert werden kann.
Das Antidiabetikum war der erste zugelassene Vertreter aus der Klasse der selektiven und reversiblen Inhibitoren des Natrium-Glucose-Cotransporters (SGLT-2). Der Wirkmechanismus ist unabhängig von der Insulinausschüttung und -wirkung im Körper. Hierdurch wird überschüssige Glucose mit dem Urin ausgeschieden und es kommt zu einer Reduktion der Blutzuckerwerte. In klinischen Studien führte Dapagliflozin zudem zu einer Gewichtsreduktion und einer Blutdrucksenkung.
Die derzeit laufende kardiovaskuläre Outcome-Studie Declara-Timi-58 ist eine große multizentrische, randomisierte, placebo-kontrollierte klinische Studie zu Dapagliflozin mit mehr als 17.000 Patienten. Erhoben werden unter anderem Daten zur kardiovaskulären Mortalität sowie zum Auftreten von Myokardinfarkt, Schlaganfällen und Hospitalisierungen aufgrund von Herzinsuffizienz in einem breiten Patientenkollektiv. Erste Ergebnisse werden für das zweite Halbjahr erwartet.
Wirksamkeit und Sicherheit von Dapagliflozin wurden in 14 doppelblinden, randomisierten, kontrollierten klinischen Studien mit mehr als 7000 Typ 2 Diabetikern untersucht. Etwa 4700 Probanden wurden im Studienverlauf mit dem Arzneimittel behandelt.