Studienziel erreicht, trotzdem durchgefallen: Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) sieht für die beiden oralen Antidiabetika Forxiga (Dapagliflozin) und Xigduo (Dapagliflozin/Metformin) von AstraZeneca erneut keinen Zusatznutzen. Für den Hersteller ist die Entscheidung nicht nachvollziehbar.
Kürzlich hatte AstraZeneca neue positive Daten der Phase-IV-Studie DapaZu sowie Langzeitdaten aus der Zulassungsstudie für die erneute Nutzenbewertung seiner Antidiabetika beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) eingereicht. Die Studie war nach den Vorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) geplant und durchgeführt worden; dadurch sollten die Kritikpunkte an der Zulassungsstudie berücksichtigt werden, die in der Erstbewertung für ein negatives Urteil gesorgt hatten. „Es ist das erste Mal, dass ein Pharmaunternehmen für den AMNOG-Prozess Daten einer Studie vorgelegt hat, die eigens für die Nutzenbewertung eines Diabetesmedikaments in Deutschland geplant und durchgeführt wurde“, sagt Dr. Julia Büchner, Vice President Pricing & Market Access.
In der DapaZu-Studie wurde Dapagliflozin als Add-on zu Metformin im direkten Vergleich mit Glimepirid untersucht. Dieser Sulfonylharnstoff wurde vom G-BA zuvor als zweckmäßige Vergleichstherapie festgelegt. Insgesamt wurden die Daten von 939 Patienten mit Diabetes Typ 2 analysiert, die eine mittlere Erkrankungsdauer von etwa sieben Jahren und mittleren HbA1c von 8,3 Prozent hatten. Die Ergebnisse zeigen, dass Dapagliflozin als Add-on zu Metformin zu einer signifikanten Vermeidung von Hypoglykämien und zu einer vergleichbar starken Blutzuckersenkung wie Glimepirid führt. Hypoglykämien waren unter der Sulfonylharnstoff-Therapie signifikant häufiger und traten zudem wiederkehrend auf.
Obwohl der primäre Studienendpunkt erreicht wurde, bescheinigte das IQWiG für Dapagliflozin und Dapagliflozin/Metformin keinen Zusatznutzen. Nach Ansicht der Prüfer sind die Ergebnisse zu Hypoglykämien aufgrund der nicht vergleichbaren HbA1c-Senkung in den Behandlungsarmen im Zeitverlauf der Studie nicht valide interpretierbar. „Wir bleiben optimistisch, dass der G-BA in seiner Abschlussbewertung zum Zusatznutzen von Dapagliflozin zu einem positiven Ergebnis gelangen wird“, kommentiert Büchner.
Dem Hersteller zufolge liegen mit den Langzeitdaten zu Dapagliflozin und den neuen Erkenntnissen aus der DapaZu-Studie umfassende Daten für einen Zusatznutzen von Dapagliflozin gegenüber Sulfonylharnstoff vor. „Das Risiko für wiederkehrende Hypoglykämien war unter Dapagliflozin deutlich verringert im Vergleich zum Sulfonylharnstoff, was in hohem Maße patientenrelevant ist“, sagt Dr. Kai Richter, Vice President Medical. „Aus unserer Sicht bestätigen die DapaZu-Daten den deutlichen Hypoglykämie- und Gewichtsvorteil von Dapagliflozin gegenüber Sulfonylharnstoff, der auch bereits in der Zulassungsstudie gezeigt wurde.“
Nicht nachvollziehbar sei zudem, dass das Institut auch die im Rahmen der Erstbewertung von Dapagliflozin dargestellten Daten der Zulassungsstudie, für die nun Langzeitdaten über vier Jahre eingereicht wurden, wiederholt ablehne.
SGLT-2 Hemmer wie Dapagliflozin stellen laut AstraZeneca wichtige Therapieoption für Menschen mit Diabetes Typ 2 dar. „Dapagliflozin ist seit mehr als fünf Jahren am Markt verfügbar und gilt für Ärzte und Patienten als wirksame und gut verträgliche Therapieoption zur Behandlung von Typ 2 Diabetes“, so Richter. Seit der Markteinführung wurden rund 475.000 Patienten mit diesem Antidiabetikum behandelt. „Dapagliflozin stellt somit eine wichtige Säule in der Diabetesversorgung dar, insbesondere auch mit Blick auf die im Rahmen der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) genannten Therapieziele.“
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