Forxiga gegen Herzinsuffizienz? APOTHEKE ADHOC, 27.08.2019 13:31 Uhr
Der SGLT-2-Hemmer Dapagliflozin – bekannt aus Forxiga (AstraZeneca) – könnte möglicherweise in Zukunft nicht nur als Antidiabetikum, sondern auch als wirksames Mittel gegen Herzinsuffizienz eingesetzt werden. Eine Studie liefert erste Hinweise: Die detaillierten Ergebnisse sollen beim europäischen Kardiologenkongress Anfang September in Paris vorgestellt werden.
In der Phase-3-Studie „DAPA-HF“ hat das Antidiabetikum den primären, kombinierten Endpunkt erreicht: Die Therapie mit dem SGLT-2-Hemmer zusätzlich zur Standardtherapie konnte in der Studie das Risiko für kardiovaskulär bedingten Tod oder Verschlechterung der Herzinsuffizienz signifikant senken. Dies gilt für Patienten mit und ohne Diabetes. DAPA-HF ist die erste Studie, die einen SGLT-2-Inhibitor zur Behandlung der Herzinsuffizienz zusätzlich zur Standardtherapie mit beispielsweise ACE-Hemmern, Sartanen oder Betablockern – unabhängig vom Vorhandensein eines Typ-2-Diabetes – getestet hat.
Die internationale, randomisierte, doppelblinde Studie umfasste knapp 5000 Patienten mit Herzinsuffizienz im Stadium II bis IV und reduzierter Ejektionsfraktion. Sie erhielten randomisiert 10 mg Dapagliflozin einmal täglich oder Placebo. Ausschlusskriterien waren eine fortgeschrittene Niereninsuffizienz oder ein Typ-1-Diabetes. Unter den Teilnehmern hatten 42 Prozent einen bekannten Typ-2-Diabetes, bei 3 Prozent wurde er bei Studieneinschluss neu diagnostiziert. Von den übrigen Patienten wurden 67 Prozent als „Prädiabetiker“ klassifiziert, 33 Prozent hatten einen normalen HbA1c-Wert.
Auffällig war, dass die Teilnehmer mit Diabetes meist eine stärker ausgeprägte Herzinsuffizienz hatten als Patienten ohne Diabetes. Der kombinierte, primäre Studienendpunkt war definiert als Zeit bis zum ersten Auftreten eines kardiovaskulär bedingten Todes oder einer Hospitalisierung beziehungsweise eines notfallmäßigen Arztkontaktes wegen Herzinsuffizienz.
Dapagliflozin ist seit 2012 auf dem Markt und derzeit zugelassen zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit unzureichend kontrolliertem Typ-2-Diabetes in Ergänzung zu einer Diät und Bewegung. Forxiga kann entweder als Monotherapie, wenn Metformin nicht gegeben werden kann, oder zusätzlich zu anderen Typ-2-Antidiabetika verabreicht werden. In einer reduzierten Dosis von 5 mg ist es zudem für die Behandlung von schlecht kontrollierten Typ-1-Diabetikern in Ergänzung zu Insulin zugelassen.
SGLT-2-Hemmer führen zu einer verstärkten Glucose-Ausscheidung über den Urin. Dies geschieht durch Hemmung des Natrium-Glucose-Cotransporters 2 (SGLT2) an der Niere, welcher für die Reabsorption der Glucose aus dem Harn in den Blutkreislauf verantwortlich ist. Besonders an der Arzneimittelgruppe ist, dass der Wirkmechanismus im Unterschied zu anderen Antidiabetika von Insulin unabhängig ist. SGLT2-Hemmer können zudem das Körpergewicht senken.
Die häufigsten Nebenwirkungen sind auf die erhöhte Glucosekonzentration im Urin zurückzuführen: Es kann zu Scheidenpilz bei Frauen und Eichelentzündungen bei Männern kommen, ebenso sind Harnwegsinfektionen, häufiges Wasserlassen und eine vermehrte Urinausscheidung möglich. Desweiteren kann es zu Hypoglykämien, Rückenschmerzen, Schwindel und Hautausschalg kommen. Ebenso sind Veränderungen der Cholesterinwerte, sowie der Anzahl der roten Blutkörperchen möglich.